"Subjektive Objektivität". Alles menschliche Wissen, jede Beobachtung, jede Errungenschaft basiert auf Erfahrungswerten, die vom menschlichen Gehirn abstrahiert wurden. Das Gehirn ist allerdings nicht objektiv und zeigt nicht die "Wahrheit", sondern nur diejenigen "Daten", die es aufnehmen und verarbeiten kann. Das sind Daten, die sich für unser tägliches Überleben im Laufe der menschlichen Evolutionsgeschichte für nützlich erwiesen haben. Und für diesen Teilbereich der Daten haben Menschen aus ihrem Erfahrungsschatz in den letzten Jahren eine Sprache der Logik und Sachzusammenhänge entwickelt. Diesen Anspruch hat die Mathematik, alles darüber hinaus ist jedoch unmöglich, weil sich unsere Seelen niemals von den Strukturen unserer Hirne lösen können werden. Was im übrigen auch gut so ist.

Nun stellt sich noch die Frage nach der Definition von "Existenz". Wenn man aus dem oben geschriebenen logisch schlussfolgert, gibt es keine uns bekannte Existenz. Alles ist relativ und steht immer im Verhältnis zu äußeren Umständen. Jeder von uns lebt in einer "Matrix", einer Scheinwelt. Die Welt, wie wir sie kennen, ist ein Abbild von empfangenen Daten von verschiedenen Sensoren ("Sinnesorganen"), die in unseren Hirnen ausgewertet werden. Die Seele macht im Endeffekt vereinfacht gesagt nichts anderes, als diese Daten nach verschiedenen Verfahren zu filtern und zu ordnen und dementsprechend Entscheidungen zu treffen.

Ich habe mir schon oft überlegt, dass eine künstliche Intelligenz in einem Computerspiel unheimlich viel mit der menschlichen Seele gemeinsam hat. Eine KI funktioniert nach dem if/else Prinzip und ist im Prinzip nichts anderes als ein relativ komplexer Automat, der möglichst geschickt auf äußere Umstände reagiert. "Wenn ich nur noch 20 Lebenspunkte habe, der Spieler eine bessere Waffe hat als ich, das Medipack in näherer Reichweite ist und ich deshalb ohne das Medikit kaum eine Chance zum Sieg habe, dann ist meine erste Priorität sachnellstmöglich das Medikit zu erreichen."
Dieses Vorgehen deckt sich genau mit den menschlichen Entscheidungen. Alle denkbaren meschlichen Denkvorgänge basieren auf den if/else Prinzipien. "Wenn ich Hunger habe, mein Geld jedoch unter einem Euro ist, ein McDonals und eine Tankstelle in Reichweite liegt, dann gehe ich in erster Priorität zur Tankstelle. Nebenher halte ich allerdings trotzdem nach einer Baumweise ausschau, um eventuell einen Apfel zu pflücken".

Was bedeutet das für unser Dasein? Die KI hat auf jeden Fall eines mit dem Menschen gemeinsam: Sie hat die Fähigkeit äußere Umstände zu analysieren und formt daraus eine möglichst rationale Entscheidung. Doch beide verbindet noch etwas anderes: Sie leben in einer Umwelt, die sie nicht verstehen können, weil ihr Geist auf einen bestimmten Einsatzzweck beschränkt ist. Zum Beispiel überleben. Die KI kann genausowenig den Programmcode des Spiels analysieren wie der Mensch den Programmcode der Natur identifizieren kann. Trotzdem hat der Mensch der KI eines vorraus: Die Fähigkeit Dinge abzuschauen und daraus eigene Regeln zu formen, die sich mit jenen Naturgesetzen, die im Rahmen des Bewusstseins ausgewertet werden können, decken.

Deshalb, ich wiederhole, ist all unser Wissen nur begrenzt "richtig". Es erfüllt sein Mittel zum Zweck, jedoch wird es uns den Kern dahinter niemals offenlegen. Nicht mit den Methoden, die bisher angewendet werden.