Finanzierung von Kleinstprojekt

Posted By: alpha_strike

Finanzierung von Kleinstprojekt - 12/10/08 11:32

Hallo, zur Frage "Finanzierung von Projekten im professionellen KLEINST-Rahmen"...
kann ich hierzu einen Beitrag leisten.
Nachdem ich Mitte des Jahres 2008 unter anderem für ein Projekt Leistungen erbracht habe, bekam ich vor ein paar Tagen die Rechnungslegung zur Prüfung.

Ich kann aus vertragsrechtlichen Gründen nicht näher auf die Arbeit eingehen, möchte trotzdem eine Kalkulation umschreiben, die für die Dauer der Projekterstellung von 11 Monaten abgegeben wurde.
Es handelte sich hierbei um eine absolute Kleinstproduktion, d.h.Minimalkostenansätze!

Lohn- und Dienstleistungskosten für Musik, Vertonung, Programmierung, Tester, Projektkoordination, Verwaltung : 165.200,00

Mietaufwand, Lizenzmaterial und BVo-Nutzung: 13750,00

Gesamtaufwand der Entwicklung: 178.950,00

Finanziert durch 70% Eigenkapital und 30% Werbeeinnahmen (PP)
Werbeeinheiten: 10 Stück, Einnahmen 53685,00
Posted By: Machinery_Frank

Re: Finanzierung von Kleinstprojekt - 12/10/08 11:50

Interessant wäre zu wissen, wie hoch die Qualität des Projektes ist, der Umfang und später auch der Erfolg.
Posted By: alpha_strike

Re: Finanzierung von Kleinstprojekt - 12/10/08 12:22

Qualität ist natürlich supergeil ;-)

Über Umfang und Erfolg kann ich auch künftig keine Aussage machen, da ich nur mit der Überprüfung der bisher vorgelegten Kostendaten beauftragt war.

Das Projekt wird an einen Auftraggeber (soweit ich weiß, über 5 Sprachversionen) urheberrechtlich veräußert und war kostendeckend.
Kostendeckend heißt selbstredend auch, daß Projektkoordination und Verwaltung einbezogen sind.
Posted By: fogman

Re: Finanzierung von Kleinstprojekt - 12/10/08 12:42

Interessant wäre zu wissen, wie Du an diesen Auftrag gekommen bist.
Aufträge über 100k werden ja nicht an jeden vergeben.

Konntest Du mit Referenzen punkten?
Was war der Grund, daß sich der Auftraggeber für Dich entschieden hat?
Posted By: alpha_strike

Re: Finanzierung von Kleinstprojekt - 12/10/08 13:03

Ich habe in den 90er Jahren Handy-Bilder für einen englischen Verlag gezeichnet.
Zu dem kam ich über einen Münchner Verlag, für den ich Weihnachtskarten gezeichnet habe.
(Bei diesem Verlag habe ich mich in Studienzeiten beworben, weil man als Student Kohle braucht. Entweder arbeitet man in der Tanke, bedient oder geht auf dem Strich - ich habe mich fürs Zeichnen entschieden, um mein Studium zu finanzieren.)

Und für einen Ex-Mitarbeiter für erstgenannten Verlag habe ich 2008 Hintergrundgrafiken für Handkonsolen und Handyspiele gezeichnet.
Dann kam der Vorschlag, an einem Projekt mitzuarbeiten, dann die Frage (über die Hauptprofession), ob ich umsatzsteuerliche Vorgänge beurteilen kann...
und dann fügt sich eines dem anderen.

So kommt dann Grafik, Prüfungstätigkeit für eine Projektgruppe und gute Laune in 2008 zusammen.

Und jetzt mache ich wieder (in meiner Freizeit) ein eigenes Projekt mit der A7, das im Januar rauskommt ;-)

Posted By: alpha_strike

Re: Finanzierung von Kleinstprojekt - 12/10/08 13:53

Kleine Anmerkung noch:
Die obige Kalkulation bezieht sich auf eine organisierte Projektgruppe, eine Ausgliederung eines bestehenden Unternehmens. Ich habe das Glück gehabt, als "freier Mitarbeiter" und über Vitamin B da reinzuschlittern.

Wenn man als LW arbeitet, dann ziehen einem natürlich schon 2000Euro Investitionskapital die Fresse lang. Außerdem arbeitet man dann natürlich auch viele Stunden für quasi NULL-Bezahlung.

Das sind völlig unterschiedliche Grundlagen.

Ich dachte aber, daß diese Kalkulation vielleicht ganz interessant für Leute sein könnte, die tatsächlich ein Unternehmen gründen wollen und mit Lohnkosten zu kämpfen haben.

Beschäftigt man 3 oder 4 Mitarbeiter, dann kommen ja bereits schon über die Lohnaufwendungen (je nach Qualifikation) 150´ über das Jahr zusammen.
Posted By: Anonymous

Re: Finanzierung von Kleinstprojekt - 12/10/08 15:10

Interessant zu lesen.
Projekte von ca. 3-4 Mannjahren und einem Budget von >100k nenne ich aber nicht mehr "KLEINST-Projekte".
Posted By: alpha_strike

Re: Finanzierung von Kleinstprojekt - 12/10/08 21:13

Naja, man braucht nicht lange zwischen den Zeilen zu suchen... es steht alles da... bei den Kosten ging es um Fixkosten (Lohnkosten für angestellte Mitarbeiter), die gedeckt werden sollten. Darum war die Annahme des Auftrags reine Kostendeckung. Die Eingliederung von freien Mitarbeitern fand ausschließlich bei den Grafiken statt.

Aus der Sicht von den meisten (mich eingeschlossen) Hobby-Entwicklern, hier im Forum, sind diese Zahlen ziemlich grotesk. Aber man muß nicht unbedingt nach Karlsruhe zu Gameforge gehen, um zu wissen, daß Millionenumsätze im Wirtschaftsjahr keine Seltenheit in der Profi-Branche sind.

Was ich persönlich mitgenommen habe... (Punkt 1 habe ich vor Jahren schon mal geschrieben)

1. als Grafiker / Modeller bist du der letzte Dreck, und wenn du auch noch so
gut bist. Wenn Du gehen willst, bitte, an der Tür klopfen die nächsten.

2. Deine Grafiken können noch so zufriedenstellend sein. Wenn der Programmierer
irgendwelche Neuanordnungen oder sonstige Sachen will, dann tanzt nicht der
Programmierer nach der Pfeife des Koordinators, sondern genau umgekehrt.

3. Wenn es sein muß, dann wird bei Dir um 23.30Uhr aus England angerufen.. und
bis 21Uhr sollst Du irgend einen neuen Scheiß fertig haben.

4. Wenn Du nervst, dann kannst du gehen

5. Wenn Du dem Programmierer einen Vorschlag machen willst, dann kannst du
gehen.

6. Wenn Du nicht sofort alle emails beantwortest, dann kannst du gehen.

7. Wenn Du nicht 3 Monate auf Deine Kohle (ohne Anruf bei der Firma) aushalten
kannst, dann halte Dich von Firmen als freier Mitarbeiter fern.

8. Profi-Unternehmen in der Branche, die Umsatz bringen müssen... sind scheiße.
Wenn eine Intrige läuft, dann kann in den nächsten 5 Minuten Deine Arbeit im
Arsch sein, weil das Projekt "gekippt" wird.

9. Für mich, der hauptberuflich voll ausgelastet ist und nur freizeittechnisch
zeichnet - ist das alles scheiße.

10. Ich mach wieder meine eigenen Spiele und bin nicht der Nigger von ein paar
Freaks, die die ober-coolen Vollprofis raushängen.

Jo... das war mein Ausflug in die Branche zu einem Unternehmen, das mittlerweile
über 8 Jahre lang für Handkonsolen Anwendungen entwirft :-)


Wenn man ein Hobby aus Leidenschaft betreibt, dann sollte man es nicht unbedingt mit aller Gewalt zum Beruf machen.
Wenn man unter Konkurrenz auf dem Markt Leistung anbietet und damit seinen Lebensunterhalt bestreiten muß, dann kann das tollste Hobby zur Qual werden. Weil man nicht mehr das machen kann, was einem eigentlich gefällt, sondern man wird das tun, mit dem man Geld verdienen kann. Und das muß nicht unbedingt das sein, was man selbst gerne macht.
Posted By: Pappenheimer

Re: Finanzierung von Kleinstprojekt - 12/10/08 21:52

Vielen Dank erstmal für die Einblicke! So etwas finde ich ja immer wieder sehr spannend. Es klang etwas durch, das mich jetzt auf die Idee brachte, dass du hauptberuflich als Steuerberater arbeitest. Oder bin ich jetzt völlig auf dem Holzweg? (Must du ja nichts zu sagen, nur falls es dir nichts ausmacht.)
Posted By: Anonymous

Re: Finanzierung von Kleinstprojekt - 12/11/08 07:23

@alpha_strike:

Betrachte die Situation doch mal aus der menschlichen Perspektive, der des Entwicklungsstudios und auch der des Publishers...

Besonders als Freiberufler (der auch noch international tätig sein möchte/muss) sind flexible Arbeitszeiten voauszusehen (schließlich dreht sich die Erde und die meisten professionellen Unternehmen arbeiten bei Tageslicht).

Bei einem Studio als Freiberufler angestellt zu sein erfordert flexibilität - Talent (das zu den Konzepten der Projekte passt) vorausgesetzt (aber oft nicht erreicht).

Auch bei der Bezahlung gilt es flexibel zu sein.
1. Nie einen Job ohne Vertrag (internationale Jobs sind dennoch, wegen der schwierigen rechtlichen Lage im Klagefall sehr aufwendig (bis aussichtslos))
Das gilt für alle Parteien (Freiberufler/Studio/Publisher).

Kleinsprojekte (für mich < €2500.-) können hier auch mit einem einfachen Angebot und dem notwendigen Vertrauen zum Freiberufler/Studio erbracht werden.
Sowieso werde sehr viele Projekte über Sympatien und VitaminB vergeben und erst in zweiter Linie über den Preis.

Größere Projekte bedürfen eines entsprechende Vertragswerkes mit Meilensteinen für zu erbingende Leistungen und Abschlagszahlungen.

Deine 10 Punkte zeigen, dass Du sehr ambitioniert bist und darauf hoffst, dass Dein Talent erkannt und auch entsprechend vergütet wird.
Leider stossen in der Spielebranche Künstler auf Wirtschafter und meist "verliert" der Künster aufgrund seines Idealismus und der Technikliebe sowie einem Mangel an wirtschaftlicher Orientierung. (was ihn schnell unprofessionell wirken lässt und das wirkt sich auch in der weiteren Zusammenarbeit aus [von und für beide Seiten!])

Willst Du Künsterl sein, stelle die Kunst in den Vordergund und arbeite an Deinem Talent - Geld darf nicht die Antriebsfeder sein.
Willst Du Profi sein, dann erstelle ein Portfolio und bewirb Dich damit.
Regle die Finanzen und die zu erbringenden Leistungen und erledige sie oder lehne das Projekt ab.


Alles das fasst Du aber ohnehin schon in Deinem letrzten Absatz zusammen:
Quote:

Wenn man ein Hobby aus Leidenschaft betreibt, dann sollte man es nicht unbedingt mit aller Gewalt zum Beruf machen.
Wenn man unter Konkurrenz auf dem Markt Leistung anbietet und damit seinen Lebensunterhalt bestreiten muß, dann kann das tollste Hobby zur Qual werden.
...

Posted By: FBL

Re: Finanzierung von Kleinstprojekt - 12/11/08 07:53

Interessanter Thread, danke.
Posted By: alpha_strike

Re: Finanzierung von Kleinstprojekt - 12/11/08 09:55

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Wäre schön, so hier noch andere ihre Erlebnisse oder Erfahrungen schildern würden.
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Zusammenfassen kann man sagen, dass nach Abschluss der Arbeit jeder froh war, dabei gewesen zu sein. Oft vergisst man aber schnell, wie steinig und nachteilig so ein Weg sein kann. Das ist so wie mit der Exfreundin. Nachdem man sie (oder sie einem) zur Hölle geschickt hat, gibt es überwiegend nur noch die guten Erinnerungen und die ganzen harten Zeiten, die zur Trennung geführt haben, die vergisst man auf einmal.

Dann sollte man die ganzen Arbeiten in der Branche knallhart unterteilen.
Die folgende Auflistung ist sicher nicht vollständig.

Es gibt Firmen wie Crytec oder Gameforge. Die produzieren mit Hochbegabten einen Hammer oder verfolgen erstklassige Geschäftsideen, haben für 20 Generationen ausgesorgt und bekommen sofort die Highend-Angebote von Microsoft oder EA.
Die Firmen sind aber so selten, wie einer der Superstars, der zum Schluß nach dem Casting in den TV-Shows gekürt wird.

Es gibt die etablierten Firmen, die schon 1-2 Jahrzehnte Titel für Titel produzieren, supergut davon leben und eben auch feste Mitarbeiter einstellen können. Mal geht es etwas abwärts, dann müssen Fixkosten gedeckt werden – genau in so einem Bereich hatte ich mein Erlebnis.
Aber auch hier kann man von einem Kapitalumschlag von 500.000 MINIMUM im Wirtschaftjahr ausgehen.

Es gibt die Freaks, die eine Firma gründen, sich als etabliertes Unternehmen präsentieren, aber tatsächlich nur von ihren Umsätzen am Limit (vielleicht ein bisschen drüber) „leben“ können. Man vegetiert halt für seine Leidenschaft dahin. Meist sind das GdbRs, die eine oder andere Interessensgruppe formiert sich auch zur GmbH. Aber da wird es schon wieder brenzlig, weil ja das Nennkapital gefordert wird..
Gekennzeichnet sind diese Unternehmen eigentlich durch stetige Schwankungen der Mitgesellschafter, im schlimmsten Fall reduziert sich deren Zahl stetig bis zur Liquidation.

Es gibt die Einzelkämpfer, die Lizenzen einkaufen, hier und da wieder Fremdleistungen beziehen – und damit „ihre Familie über Wasser halten können“. Meist sind diese Leute noch besser gestellt als die Gruppen darüber. Aber wer eine Frau und zwei Kinder hat, der weiß, dass das Leben Geld kostet. Ein Überschuss vor Steuerbelastung (USt, ESt, GewSt) von 60.000 ist das Minimum, was erzielt werden sollte. Da sind dann auch keine großen Reservenbildungen mehr möglich.

Alles, was darunter läuft, kann man eigentlich nicht mehr als ernsthaftes Unternehmen bezeichnen. Klar, wer noch bei den Eltern wohnt oder Fördergelder bezieht, der kann seiner Leidenschaft Folge leisten. Vielleicht zur Überbrückung, bis sich bessere Möglichkeiten ergeben. Aber auf die Dauer unmöglich.

Darum zähle ich persönlich ein Investitionskapital für ein Spiel UNTER 7500,00Euro (Entwicklungsdauer 5 Monate, Kostengrößen wie Werteverzehr für Anlagegüter, Lizenzen, Mieten und laufenden Lebensunterhalt eingeschlossen) zum Hobby- oder Freizeitbereich.

Ich glaube kaum, dass sich jemand 5 Monate (ohne finanziellen Hintergrund) erlauben kann, an einem Projekt zu arbeiten. Bei mir ging das die letzten 10 Jahre z.B. nur, weil ich das ganze rein freizeittechnisch gelöst habe.

Anmerkung:
Die Betrachtung erfolgte unter regionalen Gesichtspunkten, Deutschland, BW.

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Wäre schön, so hier noch andere ihre Erlebnisse / Werdegang oder Erfahrungen schildern würden.
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Posted By: FBL

Re: Finanzierung von Kleinstprojekt - 12/11/08 12:16

Nja ich würde gern deinem Wunsch nachkommen und heir etwas schildern, aber so viel gibt es da nicht.
Außerhalb des Hobbysektors schon garnicht.

Ich hab ein paar sachen probiert, es hat teiwleise geklappt, teilweise nicht.

1. Arbeit in einem Team - Handyspiele
Gestartet ist die sache als reines Hobbyprojekt, allerdings mit Vertrag etc. falls was rumkommen sollte. Das Spiel wurde auch fertig, allerdings hatte sich der Markt zu schnell weiterentwickelt, es ließ sich kein Publisher finden.

Ich habe gelernt, den Wireless Toolkit und seine Absturzeskapaden zu hassen.


2. Arbeit über Jahre hinweg an einem Hobbyprojekt, mit ein apar zugeleiferten/getauschten Sachen mehr oder weniger Eigenarbeit.
Es wurde zwar nach einer endlos langen Zeit fertig, allerdings nicht mit allen gewüsnchten Features und Levels.
Klassischer fehler nicht vorhandener Planung, aber es war halt der Ehrgeiz da, was zu machen.
Die Werbeeinahmen waren letztendlich garnicht so übel. DSachen wie Adwords kann man getrost vergessen, um richtig viele Käuifer zu finden, braucht man ein überzeugenderes Konzept und aggressivere Werbung.
Die Ausgaben für Lizenzen und Tools konnte ich aber mit Verkäufen ausgleichen.
Erfahrungsen:
- Projektplanung lohnt sich
- Rumfrickeln udn huschi huschi schnell schnell rächt sich ... immer!
- Um ein Projekt profitabel zu machen, ist über die Entwicklung hinaus jede Menge nerviger Arbeit möglich.


3. Entwicklung eines Wiimote Plugins
Nach dem Einlesen in die Thematik aus Eigeninteresse habe ich mir einen rudimentären aber ansprechend strukturierten Public Domain Source besorgt. Dieser war nicht unbedingt fehelrfrei und es war auch nciht alles implementiert, aber ich hatte schonmal ein Grundgerüst, welches ich dann anch und nach erheblich ausgebaut und verbessert hab.
Das Plugin wird seit kurzem mit A7 mitgeliefert.

Erfahrungen:
- mit praktischen Tools und Plugins kann man anscheinend auf die Schnelle mehr Kohle machen.
- Die Wiimote liefert erschreckend ungenaue Daten und umso erstaunlicher ist, daß einige Wii Spiele erstaunlich exakt funktionieren.
- Versionierung lohnt sich. Man kann bei der Bugsuche zurückverfolgen was in älteren Versionen enthalten war. Leider hab ich erst spät versioniert.
Posted By: Machinery_Frank

Re: Finanzierung von Kleinstprojekt - 12/11/08 13:02

Also wir haben bei Dexsoft Spiele erstellt und verkauft. Um die Spieleproduktion auch in Zukunft zu finanzieren haben wir die Artworks zum Verkauf angeboten. Der Verkauf lief nach und nach etwas besser, bis wir gezielt nur noch in diesem Bereich gearbeitet haben.

Allerdings ist es auch keine Goldgrube. Wir machen es trotz des umfangreichen Angebots immer noch neben unserem Hauptberuf. Die Einnahmen sind aber stetig und das Risiko neuer Produktionen nicht so hoch, wie bei einem Spiel, das ja total zum Flop werden könnte.

Mit Publishern habe ich schlechte Erfahrungen, sowohl mit Anwendersoftware (mein Ernährungsberater) als auch mit Spielen. Man wird manchmal mit weniger als 1 Euro pro Verkauf abgespeist. Bei Verkäufen von 2000 Exemplaren, bekommt man dann nicht mal genug, um 1 Monat seine Rechnungen zu zahlen. Gleichzeitig verdient der Distributor, Publisher und vor allen Dingen der Handel (z.B. MediaMarkt) mehr als genug.

Ähnlich ist es, wenn man als Autor von Büchern auftritt.

Arbeit wird nicht anerkannt und durch Entlohnung gewürdigt. Das Geld kann man im Vertrieb verdienen, aber natürlich ist der Markt dort genau aus diesen Gründen eng. Hier muss man die richtige Nische finden (Glück haben) und gute Qualität liefern, denn die Kunden sind extrem verwöhnt.

Spiele würde ich persönlich nur noch aus Vergnügen erstellen, wenn mein Einkommen auf andere Art gesichert ist.
Aber dennoch gibt es auch Erfolge mit Spieleproduktionen. Dieses Musik-Spiel auf Steam, das mit Quest3d gemacht wurde, hat sich Millionenfach verkauft. Man muss nur verrückte Szenarien probieren und nicht etwas kopieren, das große Publisher schon hundertfach ausschlachten. Und man muss den Markt genau analysieren oder einfach Glück haben.
Posted By: alpha_strike

Re: Finanzierung von Kleinstprojekt - 12/11/08 13:34

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Zu den Publishern
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gibt es immer zwiespältige Ansichten. Und das mit Recht.
Großes Problem an diesen Margen ist eben eine für gewöhnlich vertraglich vereinbarte Beteiligung am Gewinn.

Gewinne sind Umsatz abzüglich Kosten.

Nächstes Problem immer – was ist der Gewinn…
Gewinn im betriebswirtschaftlichen Sinne basiert auf den Daten der Kosten- und Leistungsrechnung.
Gewinn im steuerlichen Sinne scheidet kalkulatorische Kosten aus.

Gewinnbeteiligungen bei Spielen basieren immer auf betriebswirtschaftlichen Berechnungen.
Darum sind prozentuale Beteiligungen von <1Euro völlig normal.

In der Kostenkalkulation stecken immer Größen wie „kalkulatorische Unternehmerlöhne“, Verwaltungskosten und auch Werteverzehr für immaterielle Güter. Z.B. auch Verkaufsstrategien.

Verkauft ein Publisher wenige Lizenzen, verteilt sich sein Verwaltungsaufwand auf wenige Produkte, sein Gewinn ist geringer – und umgekehrt.

Glücklicherweise steigt der Onlinemarkt an. Laut Studien bei Gamesmarkt.de geben die Konsumenten allgemein tendenziell immer mehr für Download-Produkte aus.

Ein Teufelskreislauf. Die vielen Zwischen-Margen fallen zwar weg – aber auch viele Arbeitsplätze werden nicht mehr benötigt.
Posted By: Machinery_Frank

Re: Finanzierung von Kleinstprojekt - 12/11/08 13:50

Nehmen wir mal ein Beispiel: Meine Software wird für 15 Euro im MediaMarkt angeboten und ich bekomme z.B. nur 60 Cent pro Verkauf. Wenn das durch betriebswirtschaftliche Kalkulation korrekt ist, dann stimmt an dem Vertriebsweg wirklich etwas nicht und dann bin ich froh, wenn Onlineplattformen zunehmend Erfolg haben.

Es ist sicher schade, um die Verwaltungsdame, die immer noch per Hand tolle Listen prüft und abhakt, und die ich damit finanziert habe. Aber die hatte einen festen warmen Arbeitsplatz und ich konnte nichtmal einen Monat davon leben, obwohl mein Produkt verkauft wird.

Das System unterstützt damit keine Kleinserien und ist damit für uns nicht der richtige Kanal. Ein Hurra auf die Online-Plattformen wink

Nachtrag:
Ich weiß aus Erfahrung, dass der Media-Markt z.B. allein schon 50 Prozent des Verkaufserlöses einsteckt. Bei meinem 15 Euro Produkt, sind also schon 7,50 dort hängen geblieben, wärend ich immer noch nur 60 Cent bekomme.
Diese Relationen haben nichts mit Kosten zu tun. Da ist ein Batzen Gewinn für den Handel drin.

Übrigens habe ich allein durch Download-Plattformen und meine eigene Webseite viel mehr Einheiten meiner eigenen Software verkauft, als Publisher mir ermöglicht oder versprochen haben.
Der Erfolg spricht also für den Online-Vertrieb. Kunden suchen schon gerne mal ein Produkt via Suchmaschine. Und besonders gut ist, wenn man bei bestimmten Suchbegriffen an erster Stelle steht wink :
http://www.google.com/search?client=safa...-8&oe=UTF-8
Posted By: alpha_strike

Re: Finanzierung von Kleinstprojekt - 12/11/08 14:33

Aus der Gamesmarkt.de-News-Ateilung:

53 Prozent aller US-Bürger spielen - PC ist Plattform Nummer eins (nicht nur in Amerika)

und (von mir wiedergegeben, die genaue Zahl habe ich nicht mehr)
über 240 Mio haben die Bürger der BRDeutschland für Online-Produkte in 2008 ausgegeben. Tendenz steigend.

und...
Die Wertschätzung von materiellen Datenträgern (DVD, CD) sinkt immer mehr.
Dem Konsumenten reicht der Bezug über Online-Medien.
Tendenz steigend.


//Google... sorry für den Fehlwert oben
e-commerce Erlöse sind um 76 Prozent auf 202,6 Milliarden Euro gestiegen
Posted By: Machinery_Frank

Re: Finanzierung von Kleinstprojekt - 12/11/08 15:09

Das ist interessant und macht Mut.

Ich kann es auch beim eigenen Konsum bestätigen. Die meisten Spiele in der letzten Zeit habe ich über Steam gekauf, andere über Amazon. Bücher kaufe ich eh nur noch über Amazon. Meine Modellier- und Programmier-Tools kaufe ich alle online.
Englische Spezial-Literatur zu Animation, Zeichnen und Modellierung kann ich auch nur online kaufen.

Letztens haben wir sogar Video-DVDs online ausgeliehen (man kann dort auch Spiele ausleihen):
http://verleihshop.de/

Im Grunde braucht man nur Lebensmittel in realen Geschäften erwerben, und Produkte, die sehr schnell ersetzt werden müssen. Das kann auch mal eine Druckerpatrone, ein paar Schuhe oder ähnliches sein.

Aber für Frauen gilt das nicht. Meine Freundin geht schon gerne mal shoppen wink
Posted By: kwpsp

Re: Finanzierung von Kleinstprojekt - 12/13/08 22:30

Wow, sehr interessanter Thread.
Es ist atemberaubend dass man auch was anderes hier im Forum lernt.
Aber ich bräuchte auch mal Rat von Älteren, also bitte.
Ich bin 16Jahre alt, bin schon ca. 3Jahre in der "DEV-Scene".
Und lerne,arbeite und lerne.

Vor einem Jahr habe ich an meinem großen Projekt begonnen.
Das Projekt handelt um ein neues Schulgebäude.
Anfangs sollten es nur 3D-Animation vom Gebäude sein, doch
später kam die Idee es zu einem Walkthrough zu bringen.
Ohne Programmierer-Kentnisse habe ich der Idee von meinem Direktor zugestimmt.
Anfangs war es mit Schockwave 3D, es gab ein Walkthrough Template.
Die Auflösung konnte ich nicht verstellen, keine Sounds zufügen
keine Panels etc.,die Grafik war zum Kotzen bis ich an einem Punkt angelangt war, wo es mich wirklich niederdrückte, es waren 6 Monate voller Modellierung
vollbracht und das Ergebnis so erniedrigend?, Etwas Anderes musste her,
ich suchte im Net nach "simplen" 3D-Engines die man auch schnell erlernen kann.
Ich hatte viele Anläufe um C++ zu lernen, doch leider erfolglos, bis ich auf,
3DGS gestoßen bin. Mit der Freiheit von 3DGS und der Leistung war ich im höchsten Grad zufrieden.

Ein paar Screenshots könnt Ihr in der Galerie nachsehen "Architectural Walkthrough". Nun ist es 1 Jahr her, von der Idee bis zum jetzigen Stand.
Und nun steh ich an einem Punkt, wo ich mir wirklich Sorgen mache.
Es hat mich weitaus über 1500 Stunden bisher gekostet, und ich habe
keinerlei Ahnung was mit dem Projekt nun auch wird.
Ok! Es hat mich sehr weiterentwickelt (3D,2D,Sound,Programmierung),
aber waren meine Mühen nur für meine Zukunft wichtig,
oder könnte ich aus dem Projekt auch noch was Anderes ernten?
Vielen Dank
kwpsp
Posted By: Landixus

Re: Finanzierung von Kleinstprojekt - 12/13/08 22:57

ca. 1000 € Eigenkapital und noch in der Entwicklung (seit ca. 14 Monaten dabei):
Status 90%

Die Arbeitsstunden mag ich gar nicht zählen frown

http://www.ballbalo.quakeit.de/

Suche immer noch nebenbei Leute smile

Zur Zeit sind wir 7 Member,die auch schon länger(seit Anfang an dabei sind)


Wird schon fertig smile Stress pur

Ob wir noch ein 2. Game machen steht in den Sternen.

Das ist kein Zuckerschlecken *
Posted By: fogman

Re: Finanzierung von Kleinstprojekt - 12/14/08 00:57

Ich würde auch gerne ein paar Zahlen veröffentlichen, muss das aber erst abklären. Schöner Thread, sowas ist selten.
Posted By: Tobias_Runde

Re: Finanzierung von Kleinstprojekt - 12/31/08 13:30

Normalerweise bekommt man keine Gewinn-, sondern eine Umsatzbeteiligung. Die kann Netto oder Brutto sein:

NUB: Erst wenn die Ware wirklich beim Endkunden ist gibt es Geld.
BUB: Sobald die Ware im Handel ist, gibt es Geld, Retouren werden später wieder abgezogen.
Posted By: Loopix

Re: Finanzierung von Kleinstprojekt - 01/01/09 13:46

ERFAHRUNGSBERICHT: KOSTENNEUTRALES HOBBY (nicht ganz ontopic!!!)

Einnahmen durch die ewig gleichen zwei Model-Packs und Spenden-Button auf loopix-project.com: $83 pro Monat (Durchschnitt). Tendenz: ganz leicht sinkend.

Damit bezahle ich vollumfänglich:
Webspace, Domain, Internet-Anschluss, Hardware(nach ca. 1 Jahr), Billig-Software (Fragmotion, Unwrap3d, 3dgs com., Milkshape...).

Die Arbeit an den Pflanzenmodellen betrug ca. 50 Std. (alles mit Fragmotion und Gimp gemacht. Formatkonvertierung mit Unwrap3d)

Mein "Geschäftsmodel" (ungeplant!):
Frage nach "wo ist der Markt noch nicht so gesättigt...was fehlt?" (vor 3 Jahren gabs zu wenig billige Pflanzenmodelle für Indie Dev's).
Anfänglich mit guten Gratis-Produkten Traffic und Popularität erzuegen.
Wichtig: Gewisses Qualitätsniveau des Produktes und attraktiver Preis.
Grundsatz: "Strebe nicht nach Profit sondern nach der Freude an der Sache" laugh
Der Name "loopix-project" (ursprünglich war es einfach "loopix") war aus einer Laune heraus gewählt...war aber anscheinend für viele sehr eingänglich...wer kennt loopix heute nicht? wink

Werbung:
Ich habe nur beim launch auf den gängigen Spiele-Engine und Spiele-Entwickler Foren meine Produkte vorgestellt. Alles andere (Kooperation mit Freeworld, Gametutorials, Leadwerks, Gamebeep) hat sich durch die Attraktivität des Produktes von selbst ergeben. Wichtig ist sicher auch die Kundenfreundlichkeit (z.B. promter refund bei Unzufriedenheit des Kunden oder verspäteter Lieferung).
Nachdem ich auf diesen Forum vor Weihnachten ein Spezial-Angebot angekündigt hatte, vervierfachte sich im Monat Dezember die durchschnittliche Verkaufszahl (Einnahmen verdoppelten sich).
Google-Technisch kann es gut sein, seine Produkte auch auf the3dstudio oder ähnlichen Seiten zu publizieren...z.B. gebt mal "tropical lowpoly plants" in google ein wink Der Umsatz von solchen seiten sollte aber nur einen minimalen Prozentsatz ausmachen, da man oft nur 50% vom Verkaufspreis abkriegt.
Ansonsten ist eine gute Verlinkung auf die Produkte-Website wichtig (dies geschieht bei hoher Produkteattrktivität von selbst).
Auf meiner website habe ich einen lächerlichen Durchschnitt von:
91 visits/day
3090 hits/day


Ontopic: Ich bin davon überzeugt, dass es möglich ist, mit sozusagen null Kapital hobbymässig anzufangen, dann langsam zu investieren und so stetig zu wachsen.
Mal den Lebensuntehalt und Internetanschluss ausgeklammert...ich habe mit einer 30$ Software angefangen und könnte mir nun 3dsMax leisten (ich find Fragmotion aber immer noch besser :D)

In der Schweiz muss ich für solchen privaten "Nebenerwerb" amtsmässig nichts tun...solange das Einkommen eine gewisse Höhe nicht übersteigt (natürlich muss ich es im Steuerformular als "Nebenerwerb" deklariren).
Posted By: Tobias_Runde

Re: Finanzierung von Kleinstprojekt - 01/01/09 15:26

Das mit dem Nebenerwerb ist in Deutschland auch so, die Höhe wird nur eine andere sein.
Posted By: alpha_strike

Re: Finanzierung von Kleinstprojekt - 01/01/09 16:36

Originally Posted By: Tobias_Runde
Normalerweise bekommt man keine Gewinn-, sondern eine Umsatzbeteiligung.


Das ist grundsätzlich aus einer mehrheitlichen Betrachtungsweise falsch. Da grundsätzlich die meisten Hobby-Entwickler über Publisher und die wiederum über Distributoren gehen - handelt es sich um eine Gewinnbeteiligung.

Umsatzbeteiligungen sind meist Grundlage von mitunternehmerischen
Aufteilungen. Sonst könnte der Zwischenhandel nicht wirtschaften.

Originally Posted By: Tobias_Runde

Das mit dem Nebenerwerb ist in Deutschland auch so, die Höhe wird nur eine andere sein.

Auch das ist falsch. Grundsätzlich ist jeder Nebenerwerb, solange keine "gelegentliche Einkunft" vorliegt steuer- und erklärungspflichtig. Ob es zu einem zu versteuernden Einkommen kommt, ist eine andere Sache. "Amtsmäßig" muß man insbesondere auch oder gerade wegen der umsatzsteuerlichen "Kleinunternehmerregelung" tätig werden (ausgehend vom angesprochenen Volumen).
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