Wie lange arbeitest du eigentlich schon an diesem Projekt?
Gute Frage.
Eigentlich kann man ja nicht von "DEM PROJEKT" sprechen. Weil ich damals, als ich damit begonnen hatte, ja noch ganz andere Ideen und Ziele hatte. Eigentlich hatte ich ja ursprünglich ein ganz anderes Projekt geplant gehabt. Hier mal ein kurzer Überblick, wie sich das ganze entwickelt hatte:
1.) Begonnen hatte alles im Jahr 1969:Ich hatte in Wien das Licht der Welt erblickt. Es war eine trostlose Zeit. Es gab keine Heimcomputer, und der Fernseher meiner Eltern war sogar noch ein Schwarz/weiß-Gerät. Unvorstellbar!
2.) 4 Jahre später ... der Kindergarten:Da wurde ich zum ersten mal mit einer selbst erstellten Burgen-Zeichnung berühmt. Man könnte sagen, das war mein erster "Screenshot".
Hier hatte alles begonnen. An Details kann ich mich nicht mehr erinnern, aber meine Mutter hat heute noch eine Zeichnung von mir, die ich damals im Kindergarten gezeichnet hatte. Es war eine Burg mit Rittern. Meine Kindergarten-Tante war so begeistert, dass sie das Bild überall herumgezeigt hatte. Vor allem, weil die Burg so viele Details hatte (jeder einzelne Stein von der Burg war einzeln ausmodell... äh ... gezeichnet.
).
3.) Die ersten 10 Jahre meines Lebens:In dieser Zeit musste ich mich gezwungenermaßen mit ANALOGEN Hobbies beschäftigen.
Und das war basteln, basteln, und wieder basteln. Angefangen hatte es mit einem Bastelbogen aus einem MickyMaus-Heft. Es folgten die ersten Modellbausätze, eine Modelleisenbahnanlage, und irgendwann war kein Platz mehr bei mir im Kinderzimmer.
Ach ja, und dann war da noch meine mittelalterliche Playmobil-Stadt. Hier hatte dann mein Interesse am Bau von mittelalterlichen Städten und Burgen begonnen.
4.) 1980 - die große Wende:Ich war gerade 11 Jahre alt, als ein Ereignis mein Leben verändert hatte. Ich ging zum ersten mal ohne Eltern ins Kino, und sah ... Star Wars - Das Imperium schlägt zurück! Von da an verspürte ich nur noch einen Wunsch: ich wollte Filmemacher werden! So wie George Lucas!
Zum Glück hatte mein Vater damals eine Super-8-Kamera. Dieses tolle Ding, mit dem man mit einer Filmrolle 3 Minuten lang drehen konnte. Und dann musste man mindestens 3 Wochen warten, bis der Film entwickelt wurde. Ja, es war eine harte Zeit.
Wenig später kam dann die erste Videokamera auf den Markt ... und vom Markt direkt in mein Kinderzimmer.
Mein Interesse galt in dieser Zeit nur einer einzigen Sache: ich wollte ScienceFiction-Filme drehen. Dazu hatte ich dutzende Raumschiffmodelle gebaut, und sogar unser Keller wurde kurzzeitig zu einer "Raumschiff Enterprise"-ähnlichen Kommandobrücke umgebaut (mit viel Styropor, Karton, Holz, Lack, und jeder Menge Lämpchen).
5.) 1982 - das digitale Zeitalter beginnt:Aber gehen wir nochmal einen Schritt zurück ins Jahr 1982. Auch in diesem Jahr hatte ein Ereignis mein Leben verändert. Mein Vater brachte den ersten Heimcomputer ins Haus. Einen Sinclair ZX Spectrum - mit sagenhaften 16 KILObyte Hauptspeicher. Von da an begann für mich das digitale Zeitalter.
Ach ja, auch erwähnenswert ist mein erstes analoges SpaceInvader-"Computerspiel". Das hatte ich so ca. 1981 gebastelt. Aus Holz, Blech, bunter durchsichtiger Folie, ein paar Eisenfedern, Schrauben, etc.! Es war eine geniale Konstruktion aus verschiebbaren Platten, in denen Löcher ausgeschnitten waren, die die Form von Raumschiffen hatten. Diese Konstruktion konnte man in der Schule auf den Overhead-Projektor legen, und dann wurden die Raumschiffe an die Wand projeziert. Zwei Spieler konnten gegeneinander kämpfen. Jeder hatte einen Hebel, mit dem er sein Raumschiff nach links und rechts verschieben konnte. Über einen Federmechanismus wurde ein "Laserschuss" gespannt. Und wenn man den Auslöser (die Feuertaste) gedrückt hat, so wurde der Schuss abgefeuert. Wenn sich beim Abfeuern des Schusses der Gegner in genau der selben Höhe befunden hatte wie der Schütze, so wurde vor die Lochmaske des Gegners durch die Federkraft ein Blättchen geschoben, das sein Raumschiff verdeckt hatte. Wenn man also getroffen wurde, so ist das projezierte Bild vom eigenen Raumschiff dann plötzlich von der Wand verschwunden. Es war zwar eher nur ein "Duell"-Spiel, bei dem man nur einen einzigen Schuss abfeuern konnte. Aber dieses Spiel war bei mir in der Klasse so beliebt, dass ich sogar 2 Stück davon verkauft hatte.
Danach wollte ich dann noch eine elektronische Variante dieses SpaceInvader-Spieles basteln (mit Leuchtdioden). Aber das wurde nie fertig, weil dann schon der Sinclair ZX-Spectrum daher kam. Und mein erstes SpaceInvader-Spiel hatte ich dann ungefähr ein Jahr später auf diesem Computer fertiggestellt (damals noch gaaanz schlecht programmiert, mit hunderten von IF-Abfragen. Aber es hatte funktioniert).
Vorher hatte ich noch diverse Spiele (in Basic) aus diversen Büchern abgetippt. So hatte ich mir damals selbst programmieren beigebracht.
6.) ab 1983 - meine ersten Computerspiele:Ab dieser Zeit hatte ich dann jede Menge Computerspiele für den ZX Spectrum programmiert, die in meinem Freundeskreis sehr beliebt waren. Es waren mindestens 20 bis 30 Spiele. Ja, damals war ich noch Schüler und hatte viiiiiel Zeit.
Und dann eines Tages ... der große Schock. Ich hatte eine Sammlung meiner neuesten Spiele leider nur auf einer einzigen Audiokassette gespeichert. Und eines Tages, als ich eines von meinen Spielen laden wollte, um es weiter zu programmieren ... hörte ich anstatt den bekannten Pieps-Tönen ......... "Thriller" von Michael Jackson!!!
Meine Schwester hatte die Kassetten mit Musik überspielt!
Und dann sagt sie auch noch ganz frech: "Da war eh nichts drauf. Nur Piepstöne!". Naja, jedenfalls war damals die Arbeit von ca. 2 Jahren weg. Und ich habe aus dem Fehler gelernt, und lege jetzt regelmäßig Sicherheitskopien an.
Nach dem ZX Spectrum folgten noch ein Commodore 64, ein Amiga 2000, und irgendwann in den 1990ern dann der erste PC.
6.) Die ersten 3D-Filmszenen:Irgendwann in den 1990er Jahren (genau weiß ich das auch nicht mehr) wurde mein ScienceFiction-Filmprojekt dann digital.
Zu dieser Zeit war ich dann auch schon beruflich als Programmierer tätig.
Zuerst benutzte ich ein 3D-Programm namens Corel Dream3D. Mit dem konnte man allerdings nur einzelne Bilder rendern. Animationen waren nicht möglich. Also hatte ich mir damals selbst in VisualBasic ein Programm geschrieben, mit dem ich Animationen berechnen konnte, und das Programm hatte daraus dann pro Frame ein einzelnes File generiert, das dann von Dream3D geladen und gerendert werden konnte. So entstanden meine ersten digitalen 3D-Filme.
Ursprünglich wollte ich mein eigenes Animationsprogramm noch weiterentwickeln, aber dann fragte mich eines Tages eine ehemalige Arbeitskollegin, ob ich nicht für ihren Freund ein Campingplatzverwaltungsprogramm schreiben könnte. Also hatte ich, anstatt an meinem Animationsprogramm weiterzuarbeiten, für sie ein Programm zum Verwalten eines Campingplatzes geschrieben (eigentlich hatte ich sogar eine eigene Programmiersprache entwickelt, mit der ich dann das Campingprogramm geschrieben hatte (das war übrigens 1998, und das Programm ist heute noch im Einsatz
Und mit meiner Programmiersprache "Appex" wurden nachher sogar noch weitere Programmpakete für verschiedene Kunden entwickelt). Jedenfalls kaufte ich mir mit dem Geld, das ich mit dem Campingprogramm verdient hatte, mein erstes 3DStudioMax.
Und von da an ging das 3D-Zeitalter erst so richtig los.
7.) Mein erstes Mittelalterspiel in VisualBasic:So um das Jahr 2000 herum begann ich dann auch, mein erstes Mittelalterspiel am PC zu programmieren. Damals noch in VisualBasic. Ich wollte eine fotorealistische Variante vom Amiga-Spiel
"Der Patrizier" machen. Dieses geniale 2D-Spiel hatte ich so gerne gespielt, dass ich mir dachte, dass man es mit besserer Grafik neu programmieren sollte. Anstatt mit gezeichneten Hintergrundbildern eben mit fotorealistischen Fotomontagen.
Aber gerade als ich mitten im Programmieren war ... sah ich im MediaMarkt die Sybex-Version vom 3D GameStudio. Und von da an wurde alles anders.
8.) Das digitale Mittelalter beginnt:Meine ersten Versuche mit 3D GameStudio waren alles andere als Fotorealistisch. Zunächst wollte ich ja weiterhin mein Hanse-Spiel (die fotorealistische Variante von "Der Patritzier") machen. Aber durch die 3D-Möglichkeiten bin ich dann schnell wieder davon abgekommen, und wollte eine optisch schönere Variante vom 3D-Spiel "Conqueror A.D. 1086" machen. An Fotorealismus hatte ich dabei jedoch noch nicht gedacht.
Naja, und so entstanden kurz vor dem Jahr 2002 meine ersten nicht-fotorealistischen 3D-Burgen. Muss mal schauen, ob ich meine alten PCs wieder zum Laufen bringe. Dann könnte ich mal Screenshots davon zeigen.
Und dann hatte mir eines Tages mein Schwager seine erste Digitalkamera gezeigt. Und er hatte mir ein paar Fotos von der Burg Kreuzenstein geschickt. Und das war der erste Schritt zum 3D-Fotorealismus. Aus einem Stück Mauer hatte ich eine kachelbare Textur für meine Burg gemacht ... und das sah so genial aus, dass ich mir gleich eine Digitalkamera gekauft hatte, und nach Deutschland gefahren bin, um dort Burgen und Fachwerkhäuser zu fotografieren.
Dann, ich glaube es war Anfang 2002, gab mir ein Freund den Tipp, dass es auch in Frankreich tolle Burgen und Fachwerkhäuser gibt.
Und von da an, bin ich jedes Jahr im Urlaub ca. 3 Wochen quer durch Frankreich gefahren - und war von Frankreich begeistert. Habe sämtliche Burgen, mittelalterliche Gebäude, Museumsdörfer, etc. fotografiert, die mir vor die Linse kamen.
Und Ende 2002 (oder Anfang 2003?!) hatte ich dann auch meine ersten Screenshots hier im Forum hergezeigt. Mit Texturen aus Frankreich und Deutschland. Damals noch fotografiert mit einer 3-Megapixel-Kamera.
Inzwischen verwende ich eine 22-Megapixel-Kamera, und kann die meisten Fotos, die älter sind als 3 Jahre für mein Spiel gar nicht mehr gebrauchen, weil die Auflösung zu gering ist. Inzwischen habe ich auch einiges über das Mittelalter dazugelernt (habe mir so ziemlich alle Bücher gekauft, die es über das Mittelalter gibt). Kurz gesagt: meine momentane Vorstellung vom Mittelalter, und vom Spiel, ist eine ganz andere als damals im Jahr 2002, als ich mit dem Projekt begonnen hatte.
Mein ScienceFiction-Filmprojekt hatte ich übrigens 2002 aufgegeben, um mehr Zeit für mein Spieleprojekt zu haben (was ja eigentlich auch so ähnlich wie Filmemachen ist - im Prinzip mache ich ja jetzt einen interaktiven 3D-Film). Und einige Ideen aus meinem ScienceFiction-Projekt werden auch ins Mittelalterspiel eingebaut werden (mein Mittelalterspiel wird nämlich in der Zukunft beginnen).
In 3 Wochen gehts übrigens wieder Richtung Frankreich.
Grüße,
Thomas
P.S: Puh, das nenne ich mal eine "kurze" Antwort.