Die englische Geschichte bietet sich für solchen Rebellen vs. König Kampf ja sehr gut an.
Nicht nur die englische Geschichte.
Die französische Geschichte würde da zum Beispiel auch einiges Material für spannende Drehbücher liefern. Aber das amerikanische Hollywood fühlt sich halt wohl eher zu England hingezogen als zu Frankreich (wahrscheinlich wegen der Sprache?!).
Umso besser für mich: habe ich wenigstens mehr unverbrauchten Stoff für mein Spiel.
1.) Les Baux und Raymond de Turenne:Zum Beispiel die Burg von Les Baux, die ich gerade versuche zu rekonstruieren.
Im späten 14.Jahrhundert lebte dort der wahrscheinlich gefürchtetste Raubritter aller Zeiten: Raymond-Louis Roger de Beaufort, besser bekannt als Raymond de Turenne (geboren 1352, gestorben 1400 oder 1413). Er wurde auch die "Geißel der Provence" genannt.
Als Anführer einer Bande von Schurken plünderte er von Les Baux aus jede Menge Dörfer und Klöster und ermordete jeden, der seinen Weg kreuzte. Der Papst, der zu dieser Zeit seinen Sitz nicht weit von Les Baux entfernt hatte (in Avignon), bot ihm 20.000 Florins, um ihn zu "besänftigen". Aber das half nichts, und Raymond de Turenne versetzte weitere 10 Jahre lang die Region der Provence in Angst und Schrecken. In seiner Festung in Les Baux konnte ihm und seiner Bande ja auch niemand etwas anhaben. Sie mussten sich niemandem unterwerfen. Ihr Leitspruch war "Race d'aiglons, jemais vassale" (Rasse von Adlern, niemals Vasall). Die Burg von Les Baux nannten sie auch ihr "Adlernest".
Schließlich rief man den französischen König zu Hilfe, und der entsandte ein Heer, um die Burg in Les Baux zu belagern. Raymond und seine Männer mussten sich ergeben, und Raymond unterschrieb am 7. Juli 1397 eine Vertrag, in dem er der Krone zusicherte, dass die Gewalttaten ein Ende hätten.
Aber nur 2 Jahre später kehrte er wieder zu seinen alten Gewohnheiten zurück, und begann wieder zu rauben und zu morden. Einer Legende nach soll er dann im Jahr 1400 gestorben sein, als er bei einem Überfall auf die Stadt Tarascon von Soldaten der Stadt umzingelt wurde, und versuchte, über den Fluss Rhone zu fliehen. Er soll von Boot zu Boot gesprungen sein, und dabei soll er ins Wasser gefallen und ertrunken sein. Seine Leiche wurde nie gefunden.
Es gibt noch andere Theorien über seinen Tod, wonach er erst 1413 gestorben sein soll. Und auch die Tatsache, dass er über einen so breiten Fluss wie die Rhone "von Boot zu Boot gesprungen" sein soll, klingt unglaubwürdig. Aber bei meinen eigenen Nachforschungen habe ich ein Gemälde von Tarascon entdeckt (das zwar aus einer etwas späteren Zeit stammt), auf dem eine Ponton-Brücke abgebildet ist. Also eine schwimmende Brücke, die auf vielen zusammengebundenen Booten montiert war. Also entspricht die Legende mit dem Springen von Boot zu Boot vielleicht doch der Wahrheit?!
2.) Bürgerkrieg der Armagnacs und Burgunder:Nach einer kurzen relativ ruhigen und friedlichen Phase des Hundertjährigen Krieges brach in Frankreich ein Bürgerkrieg zwischen den Armagnacs und Bourguignons(Burgunder) aus.
Auch dieser Konflikt würde jede Menge Stoff für spannende Drehbücher liefern.
Kurz und vereinfacht erklärt:
Der französische König Charles VI. (geb.1368, gestorben 1422, Frz.König seit 1380), ein guter König, der beim französischen Volk sehr beliebt war, wurde ab 1392 plötzlich wahnsinnig (wahrscheinlich ein Gehirntumor). Er wurde dadurch regierungsunfähig, auch wenn er zwischendurch offenbar immer wieder kurz bei klarem Verstand war.
Seine Onkel übernahmen die Regierung, zerstritten sich, es gab politische Morde, es bildeten sich zwei Parteien, und der Bürgerkrieg ging los. Die Burgunder verbündeten sich mit den Engländern, die das Chaos in Frankreich ausnutzten, um wieder in den Hundertjährigen Krieg einzusteigen. Paris wurde von den Burgundern erobert. Es folgte ein Gemetzel an den Armagnacs, dem sich der neue Kronprinz(Dauphin) Charles (später Charles VII. bzw. Karl VII.), der zu dieser Zeit noch ein Kind war, durch Flucht nach Bourges entziehen konnte.
Engländer und Burgunder eroberten zusammen fast ganz Nord-Frankreich (bis hinunter zum Fluss Loire). Sie mussten nur noch die Stadt Orléans erobern, um die Loire überqueren, und den Rest Frankreichs besetzen zu können.
Was dann folgte, wurde bereits ein paarmal verfilmt. Das Mädchen Jeanne d'Arc erschien beim Dauphin Charles, überzeugte ihn, dass er der rechtmäßige König ist, und dass sie ihn zum Sieg und zur Krönung in Rheims (dort stand die Krönungs-Kathedrale für französische Könige - Rheims war aber in der Hand der Engländer) verhelfen werde. Daraufhin befreiten die Franzosen Orléans, und eroberten die von den Engländern besetzten Gebiete wieder zurück. Happy End für Frankreich.
3.) Katharer-Kreuzzüge:Und dann gibt es noch jede Menge anderen Stoff, der sich für Drehbücher eignen würde.
Soviel ich weiß wurden zum Beispiel die Katharer-Kreuzzüge (auch Albigenser-Kreuzzüge genannt) nie verfilmt?! Die würden auch Stoff für viele spannende Filme bieten.
Im Hochmittelalter war das Languedoc (ehem. Okzitanien, in Südwestfrankreich) das Zentrum der religiösen Bewegung der Katharer. Die römisch-katholische Kirche erklärte sie zu Häretikern (die Kirche wollte kein zweites, unabhängiges Christentum dulden) und ließ sie im Albigenserkreuzzug ausrotten. Es ging dabei natürlich nicht nur um Religion, sondern es war ein Eroberungskrieg, bei dem schließlich der Süden des heutigen Frankreichs der französischen Krone unterworfen wurde. So galt jeder, der in dieser Region eine Burg besaß, gleich mal automatisch als Katharer. Und seine Burg musste erobert werden.
Auch hier hätte Hollywood jede Menge Stoff für Filme. Zum Beispiel zu unrecht verfolgte Katharer, die sich gegen die Unterdrückung des Königs und der Kirche wehren, und einem riesigen Kreuzfahrerheer gegenüberstehen. Der Graf von Toulouse, Raimund VI, der die unterdrückten Katharer unterstützt, und zeitweise auch einen Sieg über die Kreuzfahrer feiern konnte. etc. etc.! Keine Ahnung, warum solche Themen nie verfilmt werden, während es schon hunderte Robin-Hood-Verfilmungen gibt.
