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Finanzierung von Kleinstprojekt
#240281
12/10/08 11:32
12/10/08 11:32
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Joined: Mar 2007
Posts: 1,852
alpha_strike
OP
Serious User
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OP
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Joined: Mar 2007
Posts: 1,852
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Hallo, zur Frage "Finanzierung von Projekten im professionellen KLEINST-Rahmen"... kann ich hierzu einen Beitrag leisten. Nachdem ich Mitte des Jahres 2008 unter anderem für ein Projekt Leistungen erbracht habe, bekam ich vor ein paar Tagen die Rechnungslegung zur Prüfung.
Ich kann aus vertragsrechtlichen Gründen nicht näher auf die Arbeit eingehen, möchte trotzdem eine Kalkulation umschreiben, die für die Dauer der Projekterstellung von 11 Monaten abgegeben wurde. Es handelte sich hierbei um eine absolute Kleinstproduktion, d.h.Minimalkostenansätze!
Lohn- und Dienstleistungskosten für Musik, Vertonung, Programmierung, Tester, Projektkoordination, Verwaltung : 165.200,00
Mietaufwand, Lizenzmaterial und BVo-Nutzung: 13750,00
Gesamtaufwand der Entwicklung: 178.950,00
Finanziert durch 70% Eigenkapital und 30% Werbeeinnahmen (PP) Werbeeinheiten: 10 Stück, Einnahmen 53685,00
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Re: Finanzierung von Kleinstprojekt
[Re: alpha_strike]
#240297
12/10/08 12:42
12/10/08 12:42
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Joined: Apr 2005
Posts: 4,506 Germany
fogman
Expert
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Expert
Joined: Apr 2005
Posts: 4,506
Germany
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Interessant wäre zu wissen, wie Du an diesen Auftrag gekommen bist. Aufträge über 100k werden ja nicht an jeden vergeben.
Konntest Du mit Referenzen punkten? Was war der Grund, daß sich der Auftraggeber für Dich entschieden hat?
no science involved
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Re: Finanzierung von Kleinstprojekt
[Re: fogman]
#240302
12/10/08 13:03
12/10/08 13:03
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Joined: Mar 2007
Posts: 1,852
alpha_strike
OP
Serious User
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OP
Serious User
Joined: Mar 2007
Posts: 1,852
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Ich habe in den 90er Jahren Handy-Bilder für einen englischen Verlag gezeichnet. Zu dem kam ich über einen Münchner Verlag, für den ich Weihnachtskarten gezeichnet habe. (Bei diesem Verlag habe ich mich in Studienzeiten beworben, weil man als Student Kohle braucht. Entweder arbeitet man in der Tanke, bedient oder geht auf dem Strich - ich habe mich fürs Zeichnen entschieden, um mein Studium zu finanzieren.)
Und für einen Ex-Mitarbeiter für erstgenannten Verlag habe ich 2008 Hintergrundgrafiken für Handkonsolen und Handyspiele gezeichnet. Dann kam der Vorschlag, an einem Projekt mitzuarbeiten, dann die Frage (über die Hauptprofession), ob ich umsatzsteuerliche Vorgänge beurteilen kann... und dann fügt sich eines dem anderen.
So kommt dann Grafik, Prüfungstätigkeit für eine Projektgruppe und gute Laune in 2008 zusammen.
Und jetzt mache ich wieder (in meiner Freizeit) ein eigenes Projekt mit der A7, das im Januar rauskommt ;-)
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Re: Finanzierung von Kleinstprojekt
[Re: alpha_strike]
#240341
12/10/08 15:10
12/10/08 15:10
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mercuryus
Unregistered
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mercuryus
Unregistered
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Interessant zu lesen. Projekte von ca. 3-4 Mannjahren und einem Budget von >100k nenne ich aber nicht mehr "KLEINST-Projekte".
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Re: Finanzierung von Kleinstprojekt
[Re: ]
#240420
12/10/08 21:13
12/10/08 21:13
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Joined: Mar 2007
Posts: 1,852
alpha_strike
OP
Serious User
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OP
Serious User
Joined: Mar 2007
Posts: 1,852
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Naja, man braucht nicht lange zwischen den Zeilen zu suchen... es steht alles da... bei den Kosten ging es um Fixkosten (Lohnkosten für angestellte Mitarbeiter), die gedeckt werden sollten. Darum war die Annahme des Auftrags reine Kostendeckung. Die Eingliederung von freien Mitarbeitern fand ausschließlich bei den Grafiken statt.
Aus der Sicht von den meisten (mich eingeschlossen) Hobby-Entwicklern, hier im Forum, sind diese Zahlen ziemlich grotesk. Aber man muß nicht unbedingt nach Karlsruhe zu Gameforge gehen, um zu wissen, daß Millionenumsätze im Wirtschaftsjahr keine Seltenheit in der Profi-Branche sind.
Was ich persönlich mitgenommen habe... (Punkt 1 habe ich vor Jahren schon mal geschrieben)
1. als Grafiker / Modeller bist du der letzte Dreck, und wenn du auch noch so gut bist. Wenn Du gehen willst, bitte, an der Tür klopfen die nächsten.
2. Deine Grafiken können noch so zufriedenstellend sein. Wenn der Programmierer irgendwelche Neuanordnungen oder sonstige Sachen will, dann tanzt nicht der Programmierer nach der Pfeife des Koordinators, sondern genau umgekehrt.
3. Wenn es sein muß, dann wird bei Dir um 23.30Uhr aus England angerufen.. und bis 21Uhr sollst Du irgend einen neuen Scheiß fertig haben.
4. Wenn Du nervst, dann kannst du gehen
5. Wenn Du dem Programmierer einen Vorschlag machen willst, dann kannst du gehen.
6. Wenn Du nicht sofort alle emails beantwortest, dann kannst du gehen.
7. Wenn Du nicht 3 Monate auf Deine Kohle (ohne Anruf bei der Firma) aushalten kannst, dann halte Dich von Firmen als freier Mitarbeiter fern.
8. Profi-Unternehmen in der Branche, die Umsatz bringen müssen... sind scheiße. Wenn eine Intrige läuft, dann kann in den nächsten 5 Minuten Deine Arbeit im Arsch sein, weil das Projekt "gekippt" wird.
9. Für mich, der hauptberuflich voll ausgelastet ist und nur freizeittechnisch zeichnet - ist das alles scheiße.
10. Ich mach wieder meine eigenen Spiele und bin nicht der Nigger von ein paar Freaks, die die ober-coolen Vollprofis raushängen.
Jo... das war mein Ausflug in die Branche zu einem Unternehmen, das mittlerweile über 8 Jahre lang für Handkonsolen Anwendungen entwirft :-)
Wenn man ein Hobby aus Leidenschaft betreibt, dann sollte man es nicht unbedingt mit aller Gewalt zum Beruf machen. Wenn man unter Konkurrenz auf dem Markt Leistung anbietet und damit seinen Lebensunterhalt bestreiten muß, dann kann das tollste Hobby zur Qual werden. Weil man nicht mehr das machen kann, was einem eigentlich gefällt, sondern man wird das tun, mit dem man Geld verdienen kann. Und das muß nicht unbedingt das sein, was man selbst gerne macht.
Last edited by alpha_strike; 12/10/08 21:29.
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Re: Finanzierung von Kleinstprojekt
[Re: Pappenheimer]
#240479
12/11/08 07:23
12/11/08 07:23
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mercuryus
Unregistered
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mercuryus
Unregistered
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@alpha_strike: Betrachte die Situation doch mal aus der menschlichen Perspektive, der des Entwicklungsstudios und auch der des Publishers... Besonders als Freiberufler (der auch noch international tätig sein möchte/muss) sind flexible Arbeitszeiten voauszusehen (schließlich dreht sich die Erde und die meisten professionellen Unternehmen arbeiten bei Tageslicht). Bei einem Studio als Freiberufler angestellt zu sein erfordert flexibilität - Talent (das zu den Konzepten der Projekte passt) vorausgesetzt (aber oft nicht erreicht). Auch bei der Bezahlung gilt es flexibel zu sein. 1. Nie einen Job ohne Vertrag (internationale Jobs sind dennoch, wegen der schwierigen rechtlichen Lage im Klagefall sehr aufwendig (bis aussichtslos)) Das gilt für alle Parteien (Freiberufler/Studio/Publisher). Kleinsprojekte (für mich < €2500.-) können hier auch mit einem einfachen Angebot und dem notwendigen Vertrauen zum Freiberufler/Studio erbracht werden. Sowieso werde sehr viele Projekte über Sympatien und VitaminB vergeben und erst in zweiter Linie über den Preis. Größere Projekte bedürfen eines entsprechende Vertragswerkes mit Meilensteinen für zu erbingende Leistungen und Abschlagszahlungen. Deine 10 Punkte zeigen, dass Du sehr ambitioniert bist und darauf hoffst, dass Dein Talent erkannt und auch entsprechend vergütet wird. Leider stossen in der Spielebranche Künstler auf Wirtschafter und meist "verliert" der Künster aufgrund seines Idealismus und der Technikliebe sowie einem Mangel an wirtschaftlicher Orientierung. (was ihn schnell unprofessionell wirken lässt und das wirkt sich auch in der weiteren Zusammenarbeit aus [von und für beide Seiten!]) Willst Du Künsterl sein, stelle die Kunst in den Vordergund und arbeite an Deinem Talent - Geld darf nicht die Antriebsfeder sein. Willst Du Profi sein, dann erstelle ein Portfolio und bewirb Dich damit. Regle die Finanzen und die zu erbringenden Leistungen und erledige sie oder lehne das Projekt ab. Alles das fasst Du aber ohnehin schon in Deinem letrzten Absatz zusammen: Wenn man ein Hobby aus Leidenschaft betreibt, dann sollte man es nicht unbedingt mit aller Gewalt zum Beruf machen. Wenn man unter Konkurrenz auf dem Markt Leistung anbietet und damit seinen Lebensunterhalt bestreiten muß, dann kann das tollste Hobby zur Qual werden. ...
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