Hmm, also mal ein paar Gedanken zum besseren Verständnis Gottes.

Einer der häufigsten Fehler: Menschen verwechseln Gott mit der Bibel, bzw. mit dem darin beschriebenen Gott. Warum? Weil ein paar Fernsehprediger aus den USA darauf bestehen? Im Englischen gibt es sogar ein Wort für diesen Irrglaube: bibliolatry (in Anlehnung an idolatry).
Es gibt dutzende Stellen im neuen Testament, wo Jesus sich über die Schriftgelehrten beklagt und damit sind häufig Leute gemeint, die ein paar Statements herauspicken und dann sagen: Seht das ist der Wille Gottes, befolgt ihn, oder ihr kommt in die Hölle.

Natürlich gibt es tonnenweise "Widersprüche", wenn man die Schriften so versteht.

Dogmatismus ist statisch und fixiert, und immer eine Illusion, weil menschlicher Fortschritt und damit auch die Möglichkeit, irgendwann einmal das Paradies zu erreichen (und das ist immer das Ziel) negiert wird.

Das ist ganz sicher nicht die christliche Lehre. Und Gott ist viel zu groß, um ihn mit ein paar Sätzen festlegen und begrenzen zu können.

Es ist Unsinn und Fast Food Religion und es hat mehr damit zu tun, Gott in einer übertrieben materialistischen Zeit als etwas Simples vermarkten zu können und es ist auch eine Art Schutzmechanismus.

Das heißt nun nicht, daß ich die Bibel ablehne, aber ich sehe sie eben mehr als eine Sammlung von individuellen, menschlichen (d.h. eben nicht vollkommenen) Annäherungen und Versuchen in Zusammenhang mit einem sehr schwierigen Thema.
Es ist hilfreich, diese mit der eigenen Gottesvorstellung zu vergleichen.
Die Gottesvorstellung hat sich natürlich im Lauf der Zeit aus gutem Grund gewandelt und genau dies wird eben auch in der Bibel reflektiert.

Es gibt dazu auch längst eine Theorie: Progressive Revelation

Die Menschheit hat sich ja auch entwickelt und entwickelt sich immer noch, z.B. verfügen wir heute über eine sehr viel abstraktere Sprache, wir haben sehr viel mehr konkretes Wissen. Auf der anderen Seite fehlt oft die Zeit, über das Wissen nachzudenken und Teilbereiche zu verbinden.

Ich würde es so formulieren: Der absolute, göttliche Geist, den die Mystiker und Propheten (teilweise und unscharf) erkannt haben war stets derselbe, er wurde aber zu unterschiedlichen Zeiten und von unterschiedlichen Personen individuell verschieden wahrgenommen. Das heißt: man sollte sich nicht darüber wundern, wenn z.B. der Gott einer archaischen, politischen Führungsperson wie z.B. Moses oder Mohammed etwas anders aussieht, als der gütige Vater, den Jesus wahrgenommen hat. Ich denke, daß sich bei Moses und Mohammed das absolute und das praktisch zeitgemäße sehr viel mehr verbunden haben, als bei Jesus, der eher ein Mystiker war.

Ich wage jetzt mal folgende Behauptung: Je mehr man weiß, je mehr man mit einbezieht, desto näher kann man an den lebendigen göttlichen Geist herankommen und desto besser kann man auch die Bibel verstehen. Man muß nicht wie ein Roboter oder Sklave irgendwelchen starren Gesetzen folgen. Es geht aber auch nicht nur um logisches abstraktes Verstehen (das wäre ein rein philosophischer Ansatz), sehr wichtige Bereiche - z.B. Liebe - muß man erfahren, erleben.

Ich glaube, daß man die Vernunft gerade nicht ausschalten darf, wenn man die Bibel liest und wenn man wirklich Gott finden will.

Soweit so gut. Es gibt natürlich noch viel mehr zu sagen, auch zu Themen wie: Warum ist die Welt so schlecht und grausam, wenn Gott doch gut und allmächtig ist.

Es gibt für alle Fragen sehr gute und vernünftige Erklärungen und ich würde mal behaupten , daß es leichter ist, die Absichten Gottes zu ergründen, als das Betriebssystem eines modernen Computers zu verstehen