Ok dann sind hier mal meine Erfahrungen.
Studiengang: Informatik
Fachsemester: 4. (ab Sommersemester)
Universität: Universität zu Lübeck
Informationen zum Studiengang im Netz: www.informatik.uni-luebeck.de

Meine Erfahrungen soweit sind: Mathe ja, aber nicht zu viel.
Das Studium der Informatik ist hier in Lübeck wie folgt aufgebaut:
Man studiert zwar Informatik auf Bachelor (und später evtl Master), allerdings gibt es noch 4 Anwendungsfächer zur Auswahl. Diese wären da Robotik&Automation, Medieninformatik, Medizinische Informatik und Bioinformatik.
Ich habe davon letzteres gewählt, aber das spielt kaum eine Rolle, da man pro Semester eigentlich nur eine Veranstaltung im Anwendungsfach hat.
Ich konzentrier mich folgenden also auf das Hauptfach, näheres zu den Anwendungsfächern findest du auch auf der oben genannten internet seite.

In den ersten vier Semestern hat man im Hauptfach jeweils einen Mathe Block, in den ersten drei Semester besteht dieser jeweils aus einer 8+2 Veranstaltung. D.h. 8 Semesterstunden Vorlesung + 2 Semesterstunden Übung. Die Blöcke/Veranstaltungen sind:
Lineare Algebra und Diskrete Strukturen I (kurz: LADS), Lineare Algebra und Diskrete Strukturen II, Analysis I, Analysis II+Stochastik I

Analysis II und Stochastik I sind somit jeweils eine 4+1 Veranstaltung.
Ich persönlich fand LADS I/II sehr interessant und vorallem auch nachvollziehbar, logisch strukturiert. Was nicht zu letzt aber auch am Prof. liegt.
Analysis liegt mir dahingehend nicht ganz so, da dort vorallem bei unserem Prof. sehr viele Epsilons, deltas etc. vom himmel fallen ;-)
In LADS I geht es los mit Aussagen Logik, Mengelehre, Gruppen, Körper. Weitere Themen sind Vektorräume, Graphen (Einführung) und Matrizen.
In LADS II gehts weiter mit Linearen Gleichungssystemen und wie man sie löst und sehr viel Matrizen rechnung (wenn ich mich recht erinnere). Ich hatte das empfinden, das LADS II sehr viel mehr "anwenden" war als LADS I.
So waren auch die Klausuren recht verschieden. In LADS I gings im wesentlich darum zu zeigen das etwas eine Gruppe ist oder nicht, ob irgendwas ein Untervektorraum ist oder eine Norm etc. pp.
In LADS II berechnete man dann eher Basis-Wechsel-Matrizen und hat vielmehr einfach das angewandt was man vorher ausführlich in der Vorlesung gelernt hat.

Analysis I, na ja. Nicht so mein Fall wie gesagt. Dort gehts halt um Stetigkeit, Differenzierbarkeit etc.

Mehr Matheveranstaltungen habe ich bisher nicht gehört. Aber allgemein gilt: Wer die Übungsblätter bearbeitet, zur Übung geht und zuhört und auch in der Vorlesung nicht pennt, schafft es mit ein wenig Vorbereitung (Altklausuren bearbeiten) auch durch die Klausur.

Tjo was gibts noch zu sagen: Im Gegensatz zur Vorstellung von manchen sitzt man im Informatikstudium _nicht_ den ganzen Tag vor dem Bildschirm. Jedenfalls nicht in der Uni und auch nicht zwangsläufig wenn man die Übungszettel bearbeitet.

Hier noch weitere Veranstaltungen im Überblick:
1. Semester:
- Programmieren: Dies war bei uns im wesentlichen eine Einführung in Java und die Grundlagen der Objektorientierten Programmierung. Aber der Prof. der das bei uns gemacht hat ist inzwischen nicht mehr da und ein, meiner meinung nach, geeigneterer Prof. hat übernommen. Letztes Semester wurde da wohl etwas mehr gemacht als bei uns.
- Betriebssysteme: War bei mir eine ziemliche Schlafveranstaltung. Dies ist eine Einführung in Grundlagen der Betriebssysteme. Also Speicherverwaltung, Scheduling-Verfahren etc.
- Logik für Informatiker: Eine der besten Veranstaltungen (liegt auch am Prof.) dort wird man leicht in die Theoretische Informatik eingeführt.

2. Semester:
- Algorithmen und Datenstrukturen: Baut auf Programmieren auf. Hier gehts nun um das Kennenlernen von Grundlegenden Algorithmen und Lösungsverfahren sowie Datenstrukturen. Ein paar beispiele: Binär Bäume, AVL Bäume, BubbleSort, Mergesort (und weitere Sortierverfahren), Hashfunktionen, Dijkstra, Breitensuche/Tiefensuche in Graphen, Suchen in Texten (Knuth-Morris-Pratt)
- Softwareergonomie: Behandelt Themen zur Ergonomie von Software, dort werden einige Normen vorgestellt. (mein lieblingsfach war es nicht)
- Technische Grundlagen der Informatik: Das Elektrotechnik/Informatik Grenz Fach. Fängt an mit Schaltalgebra, dann FlipFlops, Automaten (Moore/Mealy) zur beschreibung von Schaltwerken, Minimierungsverfahren (Quine-McClusky, Karnaugh-Veitch), Register-Transfer Programme, Mikroprograme, Assembler (auf ATmega16)

3. Semester:
- Technische Grundlagen der Informatik Praktikum: Hier wird nun das ganze wissen aus dem 2. Semester vertieft, die Klausurzulassung erhält man erst nach erfolgreicher übung im 2. Semster und erfolgreicher Praktikumsteilsnahme im 3. Semester. Fängt an mit der physik hinter schaltungen (Funktionsweise von Dioden etc.), dann einfache Schaltungen, später dann Mikroprogrammierte Steuerwerke und abschließend Assembler Programmierung auf dem ATmega16.
- Theoretische Informatik: War bei uns der selbe Prof. wie in Logik für Informatiker, daher sehr gute Veranstaltung. Wie der Name schon sagt: Theoretische Informatik. Inhalt (im Groben): Berechenbarkeit (Zeit- und Platzklassen), (Nicht-)Deterministische endliche Automaten (NFA, DFA), 2-Wege-NFAs, Push-Down-Automaten, Turing-Maschine und jeweils was diese berechnen können. Innerhalb der Übung wird man einige Dinge beweisen müssen als übungsaufgaben (korrektheit von automaten und anderes), aber bei uns gab es immer Beweisrezepte im Skript und durch LADS I und Logik für Informatiker war man schon gut vorbereitet und das Beweisen war mehr bla blubber ;-)
- Softwaretechnik: Vergleichbar mit Softwareenginering. Gibt eine Einführung in die Entwurfsmethodik von Software etc. Zu dieser Veranstaltung gibt es im vierten Semester dann ein Praktikum wo ein Semester lang in 4-Teams nach Pflichtenheft eine Software erstellt wird. Diese wird am ende bewertet und fließt mit in die gesamtnote des Softwaretechnik Moduls ein (Klausur + Praktikum)

Zu den nachfolgenden Semestern kann ich nicht so viel sagen. Da weiß ich nicht mehr als im Internet steht.
Hoffe es reicht als kleiner Einblick in das Informatik Studium (bezogen auf die Uni Lübeck)

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Hier noch ein paar Vorteile der Uni Lübeck wink (Werbung):
+ Kleine Uni => Gute Betreuung durch Dozenten und Übungsleiter (man kennt sich)
+ Anwendungsfächer => Informatik Abschluß mit Wissen in anderen bereichen aber keine engstirnige Spezialisierung im Bachelor, Weitere Spezialisierung im Master
+ Mathe Fächer gestreckt auf 4 Semester (früher war dies alles auf 2 Semester gepackt)
+ Keine Studiengebühren (dank Schleswig-Holstein)