Hallo Andreas!

Ich schließe mich der Meinung von sPIKe an. Es gibt nur wenige, die die Kraft und das Durchhaltevermögen haben, über Jahre hinweg am selben Projekt zu arbeiten. Viele lassen sich ständig von neuen Ideen verleiten, und beginnen ständig neue Projekte, ohne das alte abzuschließen. Aber Du scheinst dieses Durchhaltevermögen zu haben, das notwendig ist, damit am Ende ein gutes Spiel dabei herauskommt. Also weiter so. wink

Hier noch ein paar Dinge, die mir beim Betrachten Deines Videos durch den Kopf geschossen sind.
Also ein paar kleine Verbesserungsvorschläge:

- In den ersten paar Sekunden dachte ich mir "Das sieht aus wie die Stadt Khorinis aus Gothic II. Also der erste Eindruck hatte positive Erinnerungen in mir wachgerufen.

- Dann nach 18 Sekunden sah ich die Segel, und dachte mir: Iiiiih, die sind viel zu hell. Zu weiß. Die sehen aus, als ob sie aus einem Waschmittel-Werbespot stammen. grin Segel sollten eher beige anstatt weiß sein. Und sie sind immer aus mehreren Stoffbahnen zusammengenäht, und bestehen niemals aus einem einzigen Stück Stoff. Hier ein Beispiel.

- Nach 36 Sekunden dachte ich mir: was dem Level eindeutig fehlt, das sind Schatten. Aber das wurde hier eh schon mehrmals erwähnt. Auch finde ich, dass der Boden zu hell ist, im Vergleich zu den Häusern.

- Die Kanonen, und die Marktstände (bei 1:02) gefallen mir gut. Die sorgen für Details und Abwechslung.

- Weniger gut finde ich aber die breiten, leeren Straßen. Wahrscheinlich würde der Level besser wirken, wenn er um die Hälfte kleiner wäre. Dann würde er nicht ganz so leer wirken. Also die gleiche Anzahl Häuser, aber auf engerem Raum, mit schmalen Gassen dazwischen.

- Bei den Schiffen könntest Du für ein wenig Abwechslung sorgen, wenn nicht alle in die selbe Richtung ausgerichtet wären. Du könntest z.B. ein Schiff weiter draussen am Meer, parallel zur Kaimauer (also um ca. 90 Grad gedreht), ankern lassen. Es ist sowieso unrealistisch, dass so große Schiffe im Hafen so "einparken" wie in Deinem Spiel. Hier ein Bild von einer typischen Hafenszene: Holländischer Hafen 1670. Wie Du siehst, befinden sich im Hintergrund einige Schiffe zum Verladen direkt an der Kaimauer. Die größeren Schiffe ankern aber weiter draussen, und sind nur mit Beibooten zu erreichen.

- Auch die lange Mauer bei 1:40 könntest Du etwas abwechslungsreicher gestalten, wenn Du z.B. Stützpfeiler anbringst, oder wenn Du die Mauer weniger geradlinig verlaufen lässt (mehr Ecken, oder eine schräge Mauer, eventuell auch mit Treppen, so wie hier im Bild: Schräge Mauer mit Treppen).

- Bei 4:34 dachte ich mir dann noch, dass der Holzzaun nicht direkt auf dem Steinboden stehen sollte. Überhaupt sollte der Boden etwas abwechslungsreicher sein (nicht nur Steine, sondern auch Erde und Gras).


Da ich selbst ja auch mittelalterliche Städte "konstruiere", hier noch ein paar Tipps von mir, worauf man immer achten sollte, damit die Städte glaubhaft wirken:

1.) Menschen müssen aufs Klo gehen. Also immer daran denken, dass an den Häusern Toiletten angebracht sind. Früher waren das entweder kleine Klo-Häuschen aus Holz im Hinterhof, also im Freien. Oder ein Abort-Erker, der ebenfalls über dem Hinterhof angebracht war (meist mit Holzrohren, die in eine unterirdische, mit einem Holzdeckel verschlossene, Jauchegrube führten, damit es nicht so stinkt). Oft waren die Aborterker aber auch über dem schmalen Zwischenraum zwischen zwei Häusern angebracht. Darunter auch wieder eine Jauchegrube. Zur Straße hin wurde dieser Zwischenraum oft mit einer kleinen Mauer zugemauert, damit es auf der Straße nicht so stinkt.

2.) Menschen möchten es warm haben. Also immer auch daran denken, dass Wohnhäuser beheizt sein sollten. Also Schornsteine vorsehen, und zwar an Stellen, an denen sie auch glaubhaft wirken. Unter einem Schornstein befindet sich immer ein Kaminschacht und ein offener Kamin. Also kann direkt unter einem Schornstein niemals ein Fenster oder eine Türe sein!

3.) Immer daran denken, wie ein Haus von INNEN aussehen würde. Also einplanen wo die Küche liegt, und wo der Wohnraum liegt. Ein Schornstein sollte so angelegt sein, dass er sowohl von der Küche aus, als auch vom Wohnraum aus benutzt werden kann. Auch Fenster und Türen so einplanen, dass sie glaubhaft sind. Auch Treppenaufgänge vom unteren in das obere Stockwerk berücksichtigen.

4.) Ganz wichtig: immer den Regen mit berücksichtigen. Das wird fast immer vergessen! Städte müssen so konstruiert werden, dass das Regenwasser abfließen kann. Dächer sollten so ausgerichtet sein, dass das Regenwasser von den Straßen ferngehalten wird. Falls das Dach so angebracht ist, dass das Regenwasser direkt auf die Straße fließen würde, sollten Regenrinnen angebracht werden. Die Straßen sollten eine Neigung haben, damit das Wasser abfließen kann. Bei den Kaimauern sollten in Bodenhöhe Öffnungen angebracht sein, durch die das Regenwasser ins Meer abfließen kann. Das gleiche gilt für Türme und Wehrgänge. Auch dort sollten Wasserspeier angebracht werden, damit das Wasser sich nicht z.B. oben auf der Wehrplattform des Turmes sammelt.

5.) Damit eine Stadt glaubhaft wirkt, sollte es immer irgendwo eine Baustelle geben. Es gab kaum eine Zeit, in der nicht irgendwo gebaut wurde. Auch ein paar eingstürzte oder abgebrannte Häuser machen eine Stadt glaubwürdiger.


Grüße,
Thomas