Pappenheimer: Ich finde Deine Vision interessant und da ich den Sozialismus schonmal kennengelernt habe, bin ich da sicher nicht verschlossen. Allerdings hat das jetzt nicht wirklich viel damit zu tun, warum wir jetzt Spiele und Musik illegal stehlen sollen. Insbesondere im Kapitalismus macht das keinen Sinn, wenn man möchte, dass weiterhin solche Produkte produziert werden sollen.

Aber ich nehme gerne Deine Vision auf. Sollten wir also eine neue Zukunft erschaffen, in denen Unterhaltung nur als Luxusgut kostenlos produziert und allen bereit gestellt wird, dann müssten wir vorher dafür sorgen, dass alle Grundbedürfnisse gedeckt sind. Wir müssten alle Menschen mit Nahrung, Wärme, Bildung und Gemeinschaft versorgen. Wir müssten Bauern genauso hoch schätzen wie einen Lehrer, einen Autobauer oder einen Spieleentwickler, damit diese Aufgaben auch freiwillig wahrgenommen werden. Jeder muss mit seiner Tätigkeit ein Held sein, Anerkennung und Bewunderung ernten, damit er die gleichen Chancen mit seinem Beruf hat, einen Lebenspartner damit zu beeindrucken und eine Familie zu gründen, wie irgend ein anderer.

Problematisch wird es aber, wenn irgendwas knapp wird. Das kann ein besonderes Kunstwerk sein, Edelmetalle, besondere Hölzer, historische Möbel, was auch immer. Wenn es einem gelingt, mit solchen seltenen Objekten andere zu beeindrucken (insbesondere wenn Männer glauben, Frauen damit zu beeindrucken), dann steigt deren Wert umso mehr. Wenn wir eine Gesellschaft ohne Geld haben, wollen Leute dann solche Objekte eintauschen. Für die ständige Tauscherei wird irgendwann ein Geldersatz geschaffen, legal oder illegal. Und wir nähern uns mehr und mehr dem alten System.

Daher hege ich theoretische Zweifel, ob ein System mit freien (kostenlosen) Gütern funktioniert, so sehr ich auch selbst davon träume. Ich könnte als Idealist vielleicht damit umgehen. Aber kann jeder andere das auch, vielleicht kann ich es am Ende selbst nicht einmal?


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