Originally Posted By: fogman
Du musst außerdem bedenken das der Budgetzwang oftmals dazu führt dass Projekte überhaupt fertig werden. Wenn theoretisch unbegrenzt viel Zeit und unendlich viele Entwickler zur Verfügung stehen (vgl. Grundeinkommen), so ist es ein leichtes Deadlines immer wieder aufzuschieben. Es fehlt ein gewisser Erfolgsdruck und vieles würde im Sande verlaufen.

Was wäre damit verloren? Vor 30 Jahren hat es das alles auch nicht gegeben, und es hat keinem gefehlt.
Wir wissen eh nicht, wie es in 10 Jahren aussieht - vielleicht fallen diese Betätigungsfelder eh für die meisten ersatzlos weg - z.B. weil die Konzerne das komplett unter sich aufgeteilt haben - und zwar so, dass jeder kleinere Verlag oder Entwickler völlig chancenlos ist.

Wir stecken alle noch in der Tretmühle, die uns sagt, dafür, dass wir gut leben können, müssten wir hart arbeiten.
Was aber, wenn wir schon gut leben könnten - bei der Hälfte(oder zweidrittel) der Arbeit, und was, wenn sich bisher nur die oberen Zehntausend an dem Überschuss bedient hätten, der der ganzen Gesellschaft zustände.
Was, wenn die Automatisierung schon längst seine Prophezeiung erfüllt hätte, von der auch Marx früher geträumt hatte, ämlich, dass der Mensch über die Automatisierung von der meisten stupiden und harten Arbeit erlöst wurde?
Warum sollte die Gesellschaft nicht als Ganze die notwendigen Arbeiten finanzieren, die niemand freiwillig macht? Und wenn diese notwendigen Arbeiten von der Gemeinschaft finanziert werden, warum können dann die Ergebnisse der Arbeiten nicht allen unentgeltlich zur Verfügung stehen?
Die Leistungen der Wissenschaft und Ausbildung an den Unis und Fachhochschulen stehen den Unternehmen heutzutage auch schon unentgeltlich zur Verfügung.

Fortschrittsgeschwindigkeit:

Im Moment sehe ich nicht die Notwendigkeit für den Schutz von Software.
Nehmen wir mal an, Microsoft hätte sein Windows nicht schützen können, sondern etwas wie Linux wäre auf den Markt gekommen. Die Fortschritte wären vielleicht viel kleinere gewesen, aber alle Programmierer, die mit dem Betriebssystem zu tun gehabt hätten, hätten sich selber helfen können, weil sie über den freien Zugang zum Sourcecode sich in das System hätten einarbeiten können, anstatt wie bei Windows gezwungen zu sein, sich mit vielen Fehlern abfinden zu müssen und stattdessen ein Nachfolgemodell nach dem anderen kaufen zu müssen, wenn sie Verbesserungen haben wollten.
Ein langsamerer Fortschritt, der die Leute aktiver hätte teilnehmen lassen, wäre letztlich besser gewesen. Die, die mit einer einmal gewonnenen Buchhaltungssoftware gut zurechtkamen, hätten sie so lange nutzen können, wie sie wollten. Jeder, der mit der Programmierung zu tun gehabt hätte und mit Anpassungen an spezielle Bedürfnisse ihrer Klienten beschäftigt gewesen wären, hätten mehr Zeit gehabt sich in ein System einzuarbeiten und hätten weniger Aufwand treiben müssen, um den Anschluss nicht zu verlieren.
Wieviel Zeit und Geld haben wir auf der Kundenseite damit vertan, unsere Sachen aufgrund des technologischen Fortschritts anzupassen? (z.B. Film-Video: in meiner Jugend: Super8-Film, VHS, U-Matic, Hi8, Super-VHS, Mini-DV, Festplatte, SD-Card, dann die Formate und Codecs, mehrere Generationen von Videoschnittsoftware, kaum konnte man sich ein Gerät leisten, schon war es nicht mehr Standard.)

Bedingungsloses Grundeinkommen bedeutet auch nicht, dass keiner mehr arbeitet und es heißt auch nicht, dass niemand _mehr_ verdienen kann, schließlich heißt es _Grund_einkommen.

Arbeitsverkürzung heißt in den meisten Fällen auch nicht weniger Leistung, sondern mehr, weil die Leute entspannter und leistungsfähiger an ihre Aufgaben rangehen.
Betrachtet Eure eigene Leisutngsfähigkeit:
Wann schafft ihr mehr und wann schafft ihr weniger?

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Im übrigen geht es bei dem Protest gegen ACTA nicht um das in dieser Diskussion zugespitzte Entweder-Oder von Copyright, sondern vor allem gegen ein undurchsichtig und nicht demokratisch kontrolliertes Verfahren der Copyright-Überwachung, das Verfahren selbst hat transparent zu sein - und das ist es mit ACTA nicht.

Demokratische und transparente Kontrolle ist aber gerade das, was die letzten Jahrzehnte gefehlt hat.

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Tut mir leid, dieser Post ist etwas "bunt" geworden. wink