Originally Posted By: fogman
Du musst außerdem bedenken das der Budgetzwang oftmals dazu führt dass Projekte überhaupt fertig werden.

Da ist auf jeden Fall etwas Wahres dran.

Originally Posted By: Pappenheimer
Was wäre damit verloren? Vor 30 Jahren hat es das alles auch nicht gegeben, und es hat keinem gefehlt.

Ja genau. Das kenne ich alles noch aus der DDR. Man argumentiert, dass uns das nicht fehlen würde, nicht überlebensnotwendig wäre und nicht begehrenswert zu sein hat. Aber der Konsument schielt dann auf die Länder, in denen noch Leistungsdruck herrscht und in denen am Ende bessere Produkte existieren. Er will genau diese Produkte haben und tut alles dafür, diese zu bekommen, bis hin zu illegalen Maßnahmen.

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...z.B. weil die Konzerne das komplett unter sich aufgeteilt haben - und zwar so, dass jeder kleinere Verlag oder Entwickler völlig chancenlos ist.

Dieser Trend zu Monopolen existiert immer und überall. Die Zahl der Autohersteller ist z.B. extrem geschrumpft. Vor 70 Jahren gab es Hunderte Autohersteller, viele kleine Ingenieurswerkstätten, Manufakturen und fast schon unüberschaubar viele Automarken. Heute hat jedes Land ein paar wenige Marken. Früher gab es überall kleine Geschäfte, vor Kurzem entstanden die riesigen Einkaufszentren und verdrängten viele Kleine und im Augenblick verdrängt Amazon so ziemlich alles, was den Facheinzelhandel anbelangt. Da Amazon gezielt billig einkauft, werden sie bei großen Anbietern kaufen, die dann wieder billig bei großen Herstellern in China produzieren lassen (lies mal bitte über die Verhältnisse von Foxconn, die für Nintendo, MS, Apple und viele andere, eigentlich fast alle Hardware-Größen produzieren). Die Zentralisierung und Monopolisierung war nie extremer als jetzt und nimmt weiter zu.

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Wir stecken alle noch in der Tretmühle, die uns sagt, dafür, dass wir gut leben können, müssten wir hart arbeiten.
Was aber, wenn wir schon gut leben könnten - bei der Hälfte(oder zweidrittel) der Arbeit, und was, wenn sich bisher nur die oberen Zehntausend an dem Überschuss bedient hätten, der der ganzen Gesellschaft zustände.

In neuen Statistiken sieht Deutschland im Vergleich der OECD-Staaten sehr schlecht aus, was z.B. Kinderarmut und die Einkommensverteilung angeht. Es gibt wenige Reiche mit sehr viel Geld und dafür mehr Leute in den unteren Einkommensklassen. Dieses Verhältnis hat sich in Deutschland stärker zugespitzt als in anderen Ländern. Wir könnten das durch ein Grundeinkommen ausgleichen, was ich persönlich für eine sehr gute Sache halte, da wir Jobcenter, Sozialhilfe usw. abschaffen könnten. Aber die höhere Belastung produktiver Kräfte würde in einem freien Europa dazu führen, dass diese in andere Länder verschwinden. Sowas sieht man im Technologiesektor ständig. Am Ende könnten wir uns auf regionale Größen verlassen, wie Landwirtschaft oder Bauindustrie. Aber selbst Lebensmittel werden ja aus Afrika oder China importiert, weil sie günstiger sind oder auch außerhalb der Saison existieren.

Es gab übrigens bereits Beschwerden unserer europäischen Nachbarländer, insbesondere der südlichen Länder, dass Deutschland mit Dumpinglöhnen den Lohnstandard in Europa versaut. Vielleicht ist die Ausbeutung der Ossis schuld, die Zeitarbeitsfirmen mit ihrer Leiharbeit oder die günstigen polnischen Nachbarn, die in meiner Gegend sehr viele Billigjobs machen. Aber Deutschland versucht sich tatsächlich an das Weltmarktniveau anzupassen, um wirtschaftlich mitreden zu können. Und es scheint in einigen Branchen auch zu funktionieren.

Aber ich sehe da überall nur puren Kapitalismus, von Deinen sozialen Gedanken weit entfernt. Die sozialen Konzepte werden alle mit Schulden finanziert, die am Ende andere Generationen zahlen müssen, oder die (gezielt) zu einer Superinflation führen, damit die Forderungen der Banken entwertet werden.
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Im Moment sehe ich nicht die Notwendigkeit für den Schutz von Software.

Es würde immer wieder, auch im freien Markt, dazu führen, dass einer z.B. ein besseres Produkt hat. Ein Reisebüroanbieter könnte eine fantastische automatisierte Software haben, die andere mit der freien Software nicht haben. Er könnte sie an andere Reisebüros vermieten, verkaufen, Support anbieten und den Quellcode nicht mitliefern. Soll man sowas verbieten? Welchen Sinn soll das machen? Insbesondere in einer Marktwirtschaft erschließt sich mir der Gedanke nicht, solche Dienstleister und Hersteller ausschließen zu wollen.

Daher sehe ich so eine Entwicklung nur in einem anderen System. Wenn wir vom Kapitalismus reden, muss Eigentum geschützt werden, auch geistiges Eigentum. Wenn wir bei Software anfangen, müssen wir bald alle Bücher kostenlos machen oder alle Zeitschriften. Was das bedeutet sehen wir schon jetzt, wo Nachrichtenportale im Internet nur noch voneinander abschreiben und Qualität extrem sinkt.

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Ein langsamerer Fortschritt, der die Leute aktiver hätte teilnehmen lassen, wäre letztlich besser gewesen.

Erzähl das mal den asiatischen Ländern mit 2-stelligen Wachstumsraten! Persönlich habe ich kein Problem mit Nullwachstum, solange man dabei keine weiteren Schulden macht. Aber unsere westliche Gesellschaft versucht ja mit Wachstum ihre Neuverschuldung zu rechtfertigen. Erklär ihnen mal bitte zuerst, dass man keine Schulden mehr machen sollte und damit auch nicht mehr so viel Spielraum für Deine sozialen Projekte hat!

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Bedingungsloses Grundeinkommen bedeutet auch nicht, dass keiner mehr arbeitet...

Das sehe ich genauso, ich halte ein Grundeinkommen für eine super und humane Idee, wenn es sich finanzieren lässt. Und sollte es gering genug gewählt werden, wird es genügend Leistungsanreize für Arbeit liefern.

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Arbeitsverkürzung heißt in den meisten Fällen auch nicht weniger Leistung, ....

Ja, das kenne ich. Manche Mütter mit halber Stelle haben in der Verwaltung der Universität das Gleiche oder sogar mehr geleistet, als die Vollzeitangestellten, die regelmäßig Kaffee, Internetsurfen und Schnattern mit anderen beschäftigt waren. Aber es gibt da solche und solche Situationen. Das kann man nicht immer verallgemeinernn. Es gibt nämlich auch Selbständige, die 10-12 Stunden am Tag arbeiten, die z.B. 2 Stunden nach Hamburg fahren, 8 Stunden eine Treppe installieren und 2 Stunden zurück fahren, weil sie am nächsten Tag eine andere Treppe installieren müssen.

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Im übrigen geht es bei dem Protest gegen ACTA nicht um das in dieser Diskussion zugespitzte Entweder-Oder von Copyright, sondern vor allem gegen ein undurchsichtig und nicht demokratisch kontrolliertes Verfahren der Copyright-Überwachung, das Verfahren selbst hat transparent zu sein - und das ist es mit ACTA nicht.

Ja, das sehe ich genauso. Solche Regelungen sollten definitiv demokratisch und transparent sein, gerade in einem so transparenten Medium, wie dem Internet. Dennoch sollten sie das Eigentum schützen, wenn wir diese Gesellschaftsform beibehalten wollen.

Nur noch mal ein persönliches Beispiel: Sollte ich Modelle und Texturen nicht mehr verkaufen können, weil sie kopierbar sind und damit kostenlos zu sein haben, dann würde ich das nur noch als Service anbieten können. Jede Textur wäre exklusiv. Ich müsste die Arbeitszeit voll berechnen, während ich sie jetzt auf die Zahl der potentiellen Kunden aufteile. Mein Service wäre teurer.

Spiele, die man nur noch Streamen kann, benötigen aufwändige Serverfarmen. Die Dienstleistung könnte am Ende teurer werden.

Bücher könnte man vielleicht nur noch online lesen, gute Musik kann man nur noch auf teuren Konzerten hören, die besten Filme werden nur noch exklusiv in Kinos gezeigt.


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