Eine individuelle Lebensausgestaltung ist doch völlig in Ordnung. Wie Du Dein Leben gestaltest geht nur dich und die, die Dir nahe stehen etwas an. Aber: eine Entscheidung für oder gegen Atomkraft (um das mal hier stellvertretend als Beispiel für alle hier angesprochenen Themenbereiche zu nehmen) ist alles andere als eine private Entscheidung.

Es betrifft nämlich nicht nur dich oder dein Umfeld, sondern alle Menschen. In dem Moment in dem Du nämlich für Atomkraft bist, verlangst Du erstens von allen anderen Menschen, dass sie ein Risiko eingehen, dass zwar nur eine kleine Eintrittswahrscheinlichkeit hat, dessen Folgen beim Eintritt aber kathastrophal sind. Und zwar nicht nur für hundert oder tausend Menschen, sondern für Millionen. Zweitens bürdest Du den Menschen eine Aufgabe auf, nämlich den Schrott irgendwo sicher zu verwahren, zu entsorgen, was auch immer. Und auch hier geht es nicht wieder um einen eingeschränkten Personenkreis, sondern es geht darum, dass Menschen, die in 10.000 Jahren geboren werden noch damit beschäftigt sein werden, den Müll, den wir heute produzieren, sicher zu verwahren.

Aus meiner Sicht hat das gar nichts mit individueller Lebensgestaltung oder sozialem Beisammensein zu tun. Hier geht es aus meiner Sicht einfach "nur" darum Verantwortung wahrzunehmen.


Gerade in Deinem Alter hat das immensen Sinn. Du hast nur noch zwei Jahre Zeit. Du kannst nicht montags mal in die Zeitung gucken und weisst dann dienstags was Du wählen möchtest. Du musst dich regelmäßig mit den Dingen beschäftigen.


Das ist dein gutes Recht, so zu denken, auch wenn ich das etwas schade finde. Warum willst Du lieber anderen Menschen die Kontrolle über Dein Leben überlassen? Bedenke auch, dass diese Einstellung genau den Leuten Rückenwind gibt, deren Wünsche Du hoffentlich nicht so prima findest.