Originally Posted By: alpha_strike
der bekannteste und authentischste Markt findet aber alljährlich in der Pfalz statt
Hmmm, lassen wir das "authentisch" lieber mal weg. grin

Oder was verstehst Du unter einem "authentischen Mittelaltermarkt"? Ich würde mal behaupten, dass kein einziger heutiger Mittelaltermarkt authentisch ist.

Das fängt schon mal damit an, dass man im Mittelalter auf Märkten keine Ritter angetroffen haben wird, schon gar nicht in Rüstung. Sondern Händler und Bauern, die ihre Waren verkauft haben. Und Bürger, oder auch Bauern, die diese Waren gekauft haben.
Und verkauft wurden dort auch keine Schwerter oder Rüstungen (das einfache Volk durfte soetwas sowieso nicht tragen), und schon gar keine harten alkoholischen Getränke. Verkauft wurden dort eher Obst und Gemüse, Brot, also Lebensmittel, die von den Bauern hergestellt wurden, und der Überschuss wurde dann am Markt verkauft. Und natürlich wurden auch Tiere verkauft, wie z.B. Schafe, Hühner, Ziegen, etc. (hab ich noch nie auf einem modernen Mittelaltermarkt gesehen wink )! Außerdem gab es auf Märkten meistens Zahnärzte oder irgendwelche Wunderheiler. Manchmal auch Gaukler, Musiker, etc., die aber eher mit Bettlern vergleichbar waren, und die für ihre Auftritte Geld haben wollten.
Märkte fanden auch unter Tags statt, und nicht in der Nacht. Wer konnte sich schon die teure künstliche Beleuchtung im Freien leisten?!. Und Lagerfeuer hatte man damals wahrscheinlich als genauso romantisch empfunden wie wir heute den Heizkörper bei uns zu Hause. Jeder hatte ständig irgendwo ein offenes Feuer um sich. Da wäre es sicher niemandem eingefallen, einen Abend im Freien vor einem romantischen Lagerfeuer zu verbringen. Meistens ging man einfach schlafen, sobald es dunkel wurde. Und wie schon gesagt, Ritter gab es dort wohl kaum.

Ritter gab es dafür bei Mittelalter-Festen. Also bei einem Festmahl, das von einem Adeligen (Lehensherrn) in seiner Burg zusammen mit seinen Rittern (Vasallen) abgehalten wurde. Allerdings nicht im Freien. Und die Ritter hatten dabei auch "Zivilkleidung" an, und keine Rüstung. Rüstungen trug man höchstens in der Schlacht, beim Turnier, oder wenn man Wache schieben musste. Jedenfalls nicht beim Essen oder Feiern. Auch gab es bei DIESEN Festen keine Bauern, Händler, Marktstände, etc.!
Ein einfaches Rittermahl in einem Rittersaal, bei dem die Gäste prunkvolle Kleidung aus Samt oder Seide tragen, wäre also das authentischste "Mittelalterfest". wink

Okay, dann gab es noch Turniere, bei denen oft auch das einfache Volk zuschauen konnte. Dort gab es natürlich Ritter in Rüstung. Allerdings zogen diese die Rüstung erst kurz vor ihrem "Kampf" an. Die meisten heutigen Mittelalterfeste oder -Märkte sind also am ehesten noch mit einem "Turnier" vergleichbar. Allerdings ist man dort nicht einfach so herumgelaufen, hat gesoffen, etc, sondern man saß oder stand dort, und hatte den Rittern zugeschaut (ähnlich wie bei heutigen Sportveranstaltungen, oder bei einem Besuch im Theater). Und es fand natürlich auch nur unter Tags statt, und nicht in der Nacht.