Originally Posted By: Argon
Und deswegen hänge ich irgendwo an 3DGS.
Es ist halt einfach "simpler" gestaltet.
"Simpler" ist aber nicht unbedingt besser. Du darfst nicht vergessen, dass Du selbst im Laufe der Zeit dazulernst, und immer besser wirst. Irgendwann beherrschst Du all die simplen Funktionen im Schlaf, und dann wünschst Du Dir komplexere Funktionen, die Dir eine "simple" Engine dann gar nicht bieten kann. Vor allem dann nicht, wenn diese Engine nicht mehr, oder nur sehr langsam, weiterentwickelt wird.

Also es ist meiner Meinung nach sinnvoller, mit einer möglichst modernen und komplexen Engine anzufangen (bei der auch gewährleistet ist, dass sie in den nächsten Jahren weiterentwickelt wird), und am Anfang dann halt nur die einfachen (simplen) Funktionen zu benutzen. Später kann man sich dann nach und nach an die komplexeren Funktionen heranwagen.

Ich bin vor ca. einem Jahr auf Unity umgestiegen, nachdem ich zuvor ca. 12 bis 13 Jahre lang Gamestudio benutzt hatte. Damals war ich anfangs auch noch etwas skeptisch und besorgt, weil ich erstens nicht alles neu lernen wollte, und weil ich zweitens Angst hatte, dass die Unity vielleicht für mein Projekt nicht so gut geeignet sein könnte.
Aber heute bin ich froh, dass ich umgestiegen bin. Mir kommt die Unity heute so vor, wie eine weiterentwickelte Gamestudio-Engine A8, A9, A10. Vieles kommt mir vertraut vor, vieles ist ähnlich gelöst wie bei Gamestudio, nur halt eben viel besser und "moderner". Da hat die A8 halt leider die letzten Jahre verschlafen.

Auch die Programmiersprache bei der Unity (C#) kommt mir einfacher, logischer, durchdachter und intuitiver vor. Mir ist schon oft positiv aufgefallen, dass ich neue Befehle/Funktionen benutzen konnte, ohne vorher in irgendeinem Handbuch nachschauen zu müssen. Ich dachte mir schon oft "so müsste es eigentlich funktionieren, oder?!", und voilà, es hatte dann tatsächlich auf Anhieb so funktioniert, wie ich es erhofft hatte. Früher in C-Script oder Lite-C hatte ich viel öfter Syntaxfehler, die ich mir nicht erklären konnte.



Generell, also unabhängig von der Engine, würde ich Dir folgende Tipps geben:

1.) Überlege Dir zuerst einmal, was Du wirklich willst. Warum willst Du ein Spiel entwickeln?
Willst Du es tun, um damit Geld zu verdienen?
Oder willst Du es tun, weil Dein Gehirn voll mit kreativen Spiele-Ideen ist, die Du unbedingt in die Realität umsetzen willst. Also weil so viel Kreativität in Dir steckt, dass sie einfach raus muss. grin

Falls Du nur deshalb Spiele entwickeln willst, um damit Geld zu verdienen, dann würde ich Dir raten: lass es bleiben. Suche Dir lieber einen anderen Beruf in der IT-Branche, bei dem Du mehr verdienst.
Ich selbst bin SAP/ABAP-Programmierer und SAP-Consultant, und verdiene nach 25 Jahren Berufserfahrung fast 6.000 Euro im Monat. So viel wird man in der Spielebranche niemals verdienen.

Wenn aber die Kreativität in Dir schlummert, und raus will, dann solltest Du unbedingt Spiele entwickeln. Viele Spieler werden es Dir danken. Und ich finde, es gibt kaum etwas schöneres, als Menschen mit seinen eigenen Ideen und kreativen Werken glücklich zu machen. wink


2.) Falls Du Dich dann doch entscheiden solltest, ein Spiel entwickeln zu wollen, dann vergiss zunächst einmal Deine Spiele-Ideen, die in Deinem Kopf schlummern.
Warum? Ganz einfach, weil Du davon ausgehen musst, dass Deine ersten Projekte eine Enttäuschung werden. Weil niemand schon am Anfang so gut ist, dass er gleich von Beginn an ein perfektes Spiel entwickeln kann.

Stattdessen probier lieber erstmal irgendwelche kleineren Projekte aus. Einfach nur deshalb, um die Engine besser kennen zu lernen.

Beim Umstieg auf die Unity habe ich jetzt ca. ein Jahr lang nichts anderes gemacht, als sämtliche Befehle und Funktionen, die es in der Unity so gibt, auszuprobieren. Habe mich einfach mit sämtlichen Parametern "herumgespielt", ausprobiert welche Auswirkungen diese haben, was sie können, und wo ihre Limits sind. Nur so wird man am Ende ein Gefühl dafür bekommen können, was technisch alles möglich ist, und was nicht möglich ist. Und erst dann, wenn Du das weißt, solltest Du Dich an Dein Spiel heranwagen.


3.) Vergiss MED. MED ist ganz gut geeignet zum Importieren und Konvertieren von Models, die in anderen Programmen erstellt wurden. Aber zum Modellieren ist es nicht wirklich gut geeignet
MED zu benutzen ist so ähnlich, wie wenn Du mit einem kleinen leichten Hammer ein Loch in eine 3 Meter dicke Steinmauer schlagen willst. Okay, es wird früher oder später damit vielleicht sogar funktionieren. Aber besser wäre es, Du verwendest von Anfang an das richtige Werkzeug dafür. Tu Dir die Mühe mit dem kleinen Hammer gar nicht erst an. Weil es ist reine Zeitverschwendung.

Und gute 3D-Werkzeuge gibt es auch für wenig Geld. Aber Du solltest auch dabei bedenken: Nur Übung macht den Meister. Du solltest damit rechnen, dass Du mindestens 3 Jahre Übung brauchst, um so ein Programm halbwegs perfekt zu beherrschen.

Wenn Du dann aber gut darin bist, dann geht das Erstellen von 3D-Modellen sehr schnell. Und da die Technik ja auch immer schneller voranschreitet (ich denke da z.B. an Photogrammetrie oder 3D-Scanner), wird das Erstellen von 3D-Modellen in Zukunft sogar noch viel schneller und einfacher möglich sein als bisher.

Also ich denke, auch eine Einzelperson kann ein Spiel in guter Qualität alleine erstellen. Wichtig ist aber, dass man dieses Handwerk erst mal erlernt, und perfekt darin wird. Und das dauert viele Jahre, wenn nicht sogar Jahrzehnte. Viel Geduld zu haben, ist eine Grundvoraussetzung.

Grüße,
Thomas